Ein Blog rund um das Leben, Liebe, Musik (v.a. Blasmusik), Kochen, Genießen, Fotografie, DIY, Deko und Kreativsein. Betrachtet und geschrieben aus der Perspektive einer chronisch neugierigen Musikjournalistin um die Dreißig.
Dienstag, 17. November 2015
Wir sind der Frieden
Jedes Mal, wenn etwas wie Charlie Hebdo oder die jüngsten Anschläge in Paris passiert, frage ich mich, ob und wie ich hier auf meinem Blog darauf eingehen soll. Mit Aktionen wie "je suis Charlie" oder dem Hinterlegen des Profilbildes mit der französischen Flagge kann ich persönlich offen gesagt nichts anfangen. Ich finde es ok, wenn andere das machen und ihre Betroffenheit und Anteilnahme damit zum Ausdruck bringen. Jeder so, wie er es möchte. Es ist halt einfach nicht meins. Aber darum soll es jetzt auch nicht gehen.
Ich möchte keine politische Diskussion lostreten, ich möchte nicht die weltpolitische Lage analysieren oder beurteilen. Das kann ich gar nicht und maße ich mir auch nicht an. Ich habe auch keine Lösung für all das. Wer hat das schon? Schon gar nicht die, die durch die Welt posaunen, wer woran Schuld hat und wer wann warum womit angefangen hat.
Ich bin einfach schrecklich traurig und betroffen. Natürlich in Bezug auf jedes einzelne dieser traurigen Vorkommnisse. Natürlich in Bezug auf jede Nachricht über Selbstmordattentäter, Bombenanschläge, Gewalt und Unterdrückung, die uns langsam abstumpfen lassen. Tagtäglich passieren diese Dinge auf der Welt - mal in größerem, mal in kleinerem Ausmaß. Langsam aber sicher werden wir taub bei all diesen schrecklichen Nachrichten-Bildern. Wir hören sie zwar, aber wir blocken die Emotionen ab, um nicht dran kaputt zu gehen.
Aufgerüttelt werden wir dann auf schonungslose Weise, wenn diese Geschehnisse eben nicht mehr "irgendwo da drüben" in der Distanz, in den weit entfernten Krisenländern passieren, sondern direkt bei uns. In unserer vermeintlich friedlichen Welt, in unserem Alltag. Der 11. September, Barcelona, Charlie Hebdo und jetzt Paris. Kriegsszenarien mitten unter uns in unserer zivilisierten, friedlichen Welt. Zerstört ist das Gefühl der Sicherheit. Das ist es, was den Terror zum Terror macht: Man kann sich nie sicher sein, dass es nicht plötzlich vor der eigenen Haustür passiert.
Was mich jedoch am traurigsten macht, ist dass der Mensch nichts gelernt hat in seiner jahrhundertelangen Geschichte. Wir haben uns zwar von den einfachen Höhlenmenschen zu den (so glauben wir) intelligentesten Wesen dieses Planeten entwickelt, aber den Frieden lernen wir einfach nicht. Wir fliegen zum Mond, entschlüsseln DNA, errichten schwindelerregend hohe Gebäude, spalten Atome und bauen Roboter - aber dennoch können die Menschen nicht aufhören, einander Leid und Schmerz zuzufügen, sich zu verletzen, verstümmeln und umzubringen. All das passiert seit der Existenz der Menschen, immer und immer wieder. Jedes Land, jede Ethnie und jede Religion hat schon mindestens ein Mal erfahren, was Krieg bedeutet. Wir können in den Geschichtsbüchern von all den sinnlosen Kriegen dieser Welt lesen. Und doch lernt keine Generation und keine Nation aus den Fehlern unserer Vorfahren. Die Geschichte wiederholt sich immer und immer wieder. Die Gründe werden immer noch sinnloser, die Mittel immer noch grausamer. Und eine Vielzahl von Menschen muss leiden, weil einige wenige die falschen Entscheidungen aus den falschen Gründen treffen. DAS macht mich traurig! Was sind die DNA-Geheimnisse, die Mondlandungen und monströsen Bauwerke wert, wenn wir im Kern immer auf dem gleichen primitiven emotionalen und sozialen Level hängen bleiben? Toleranz, Nächstenliebe und Frieden sind Worte, die wir ständig benutzen und predigen. Aber werden wir jemals in der Lage sein, das was hinter diesen Worten steht, konsequent und allumfassend zu leben?
Manchmal bin ich kurz davor, die Hoffnung aufzugeben. Manchmal zweifle ich daran, ob ich tatsächlich Kinder in diese grausame Welt setzen möchte. Manchmal scheint es, als wären gute Taten nur ein Tropfen auf den heißen Stein, der ins Nichts verdampft. Doch dann denke ich wieder an die vielen schönen Momente im Leben. An die vielen Menschen, die sich im Großen und Kleinen für eine bessere Welt einsetzen. Und das müssen nicht automatisch Friedensnobelpreisträger sein. Wir alle können jeden Tag ein bisschen zu einem friedlichen, freundlichen Miteinander beitragen. Dem Busfahrer oder der Supermarktkassiererin einfach mal in die Augen schauen und lächelnd "Danke!" sagen. Einem vollbepackten Menschen einfach mal die Tür aufhalten. Den Familienmitgliedern nicht den albernen Streit von letzter Woche ewig nachtragen. Mit offenen Augen für unsere Welt und unsere Mitmenschen durchs Leben gehen. Dort anpacken, wo wir etwas tun können. Aufstehen und die Stimme erheben, wenn wir Ungerechtigkeit sehen. Und vor allem: Lieben, lachen und voneinander lernen. Jeden Tag. Dem negativen Sog dieser Welt nicht nachgeben, sondern sich dagegen stellen. Gemeinsam. Überall auf der Welt sehnen sich die Menschen nach Frieden und Geborgenheit. Wir alle gemeinsam können ein Zeichen setzen, indem wir dieser Minderheit an bösen Menschen nicht nachgeben und sie keine Macht über uns gewinnen lassen. Es gibt zu viel auf dieser Welt, wofür es sich zu leben lohnt. Für uns und für unsere Nachfahren.
Wir sind die Welt. Wir sind der Frieden.
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