Im November bin ich beim Thema "Musik deines Lebens" mit meinem Beitrag Meine Herztöne in die Blogparade eingestiegen und möchte auch im Dezember wieder dabei sein. Das Thema lautet diesmal:
Tradition
Für mich ist Tradition sehr wichtig. Im Großen wie auch im Kleinen. Ich habe mir darüber tatsächlich auch schon vor diesem Short Stories Thema öfter Gedanken gemacht. Vielleicht steht man der ganzen Sache als Dorf-Kind auch irgendwie anders gegenüber, weil es womöglich im ländlichen Leben noch mehr Traditionen und Traditionsbewusstsein gibt als in der großen Stadt. Ich erinnere mich an meinen Opa, der mit der Sense das Gras gemäht hat, an traditionelle Kartoffel- und Heu-Ernten mit der ganzen Familie, an Weideschafe direkt hinter dem Haus, an Most-Fässer und Rüben-Vorräte im Keller meiner Großeltern, an das Eiersammeln im Hühnerstall... Wenn man solche traditionellen Dinge heute noch irgendwo findet, dann am ehesten auf dem Land. Stadtkinder dürfen mich hier jedoch gerne eines Besseren belehren, wenn ich damit falsch liege.
Ich finde es gesellschaftlich wichtig, dass wir unsere Wurzeln und Traditionen nicht vergessen. Das geht vom traditionellen Handwerk über traditionelle Gerichte, traditionelles Saatgut und Pflanzen, traditionelle Dialekte und traditionelle Musik bis hin zu traditionellen Bräuchen. Ich glaube, dass das Wissen der früheren Generationen extrem kostbar ist und unbedingt bewahrt werden sollte. Hart gesagt: Die Alten und ihr Wissen sterben langsam aber sicher unbeachtet davon - und wir sind vor allem damit beschäftigt, kurzlebigen Trends und Posts bei Facebook & Co. nachzulaufen, die eine Halbwertszeit von wenigen Minuten besitzen. Und dann suchen wir irgendwann verzweifelt auf verschiedenstens Online-Hilfe-Portalen nach alten Hausmittelchen, bewährten Haushaltstipps ohne Chemiekeule, traditionellen Rezepten oder alten Wort-Bedeutungen... Ein gewisse Ironie drängt sich hier ja schon irgendwie auf.
Natürlich soll meine Wertschätzung der Tradition(en) nicht automatisch mit "Früher war alles besser" oder der Verteufelung aller modernen Entwicklungen gleichgesetzt werden. Veränderung ist wichtig und notwendig und gesund. Aber vergessen sollte man das alte Brauchtum und Wissen dennoch auf keinen Fall. Den vieles davon hat nicht umsonst schon so lange Bestand und konnte schon viele Mode-Erscheinungen und Trends überdauern.
Im Kleinen, sprich im individuellen Leben, sind Traditionen auch wichtig. Vielleicht ist die Tradition hier auch gleichbedeutend mit wiederkehrenden Ritualen. Das Wiedererkennen bekannter Geräusche, Gerüche, Handlungen und Bräuche. Ein Gefühl von Geborgenheit und Zuhausesein. Sicherheit im Gewohnten. Die ganz persönliche Komfortzone.
Als Kind konnte ich wahnsinnig schlecht mit Veränderungen umgehen. Und wenn es nur die Entsorgung eines ausgedienten Möbelstückes war. Das Gewohnte und Vertraute war mir extrem wichtig. "Das war doch schon immer so" - und es war auch gut so. Warum also etwas verändern...?
Natürlich habe ich im Lauf der Zeit gelernt, Veränderungen zu akzeptieren und sie auch selbst bewusst zu bewirken und gut zu finden. Als Jugendliche konnte ich mein Zimmer nicht oft genug umstellen und neu gestalten. Und als Studentin gab es natürlich mit verschiedenen Wohnungen, Studiengängen etc. auch immer wieder Veränderungen der Lebenssituation, mit denen ich gut klargekommen bin und die mir ja auch viel Positives eingebracht haben. Aber dieses Grundgefühl der Geborgenheit in den vertrauten Dingen war und ist mir immer ein enorm großes und lebensweisendes Bedürfnis aus tiefster Seele.
Es gibt bei uns einige Familientraditionen, an die ich mit einem warmen Gefühl im Bauch denke. Viele davon sind heute noch aktiv - bezeichnenderweise oft eingefordert von uns Kindern. Wie die brennende Kerze, die am Geburtstagsmorgen auf dem Frühstückstisch steht. Im Dezember bietet sich natürlich der Bezug auf die Weihnachtstraditionen an. So ist zum Beispiel vor mittlerweile schon rund 20 Jahren die Tradition entstanden, dass wir am 23. Dezember in Mutterns Küche bei einer großen und perfekt abgestimmten "Fließband-Produktion" haufenweise Maultaschen machen, die es dann an Heiligabend zu essen gibt. Die Beteiligung und Aufgabenverteilung dieser Produktion war in diesen Jahren immer variabel - je nach aktueller Lebens- und Beziehungssituation von uns Kindern. Aber die Maultaschen gehören bei uns zu Heiligabend wie die Bescherung oder der Weihnachtsbaum.
Da sind wir gleich beim nächsten Punkt: Der Weihnachtsbaum wird bei uns schon immer am Morgen des 24. Dezember aufgestellt und geschmückt. Und bei uns gibt es nicht das klassische Christkind-Glöckchen, sondern die Geschenke werden im Laufe des Tages unter den Baum gelegt, sodass sie abends beim Essen schon da liegen und dann hinterher bei der Bescherung geöffnet werden. Auch das gemeinsame Musizieren und Singen gehört geradezu in Stein gemeißelt zu Heiligabend dazu. Und natürlich auch das große Familienessen am ersten oder zweiten Weihnachtsfeiertag. Das hat vor allem einen größeren traditionellen Wert bekommen, seit meine Geschwister Kinder haben und Heiligabend für sich in ihren Familien feiern. Daher kommt die große Meute dann an einem der beiden Feiertage zusammen.
Auch Mr. Right und ich haben in unserer Beziehung schon die eine oder andere Tradition eingeführt, wie z.B. das Sushi-Essen an unserem Jahrestag. Oder dass wir an unseren Geburtstagen beide frei nehmen und an diesem Tag zusammen etwas schönes unternehmen - bestenfalls sogar einen (Kurz)Urlaub. Auch der selbstgemachte Adventskalender für Mr. Right mit kleinen Geschenkchen und Gutscheinen für gemeinsame Unternehmungen ist für mich persönliche eine wichtige Tradition geworden. Dieses Jahr war ich nicht sicher, ob ich vor lauter Stress und Terminen etwas auf die Reihe kriegen würde, aber es war mir einfach so wichtig, diese Tradition nicht abbrechen zu lassen, dass ich mich richtig reingehängt und es tatsächlich auch geschafft habe.
Traditionelle Küche ist mir auch sehr wichtig. So habe ich mir schon verschiedene Rezepte meiner Oma und meiner Mama aufgeschrieben, die es so wohl in keinem Kochbuch der Welt zu finden gibt und die sonst irgendwann verloren gehen. Vom unvergleichlichen Gockelbraten meiner Oma bis zu Mamas eigener Interpretation des schwäbischen Wurstknöpfle, das unverständlicherweise eh kaum bekannt zu sein scheint. Von meiner Mama hab ich auch als Jugendliche schon gelernt, wie man Spätzle mit der traditionellen schwäbischen Technik schabt. Ich besitze zwar auch eine Spätzle-Presse und hier in Bayern kennt man sowieso eher die kugeligen gehobelten Spätzle, aber die geschabten sind und bleiben einfach die besten überhaupt! :) Und ich backe sehr gerne eigenes Brot und eigene Wecken/Semmeln.
Bei meinen Kindern - wenn es dann irgendwann mal soweit ist - möchte ich auch versuchen, bestimmte Traditionen und Rituale einzuführen und beizubehalten. Ich will ihnen dieses Gefühl von Geborgenheit und Zuhausesein, das mir so wichtig ist und so viel Halt in meiner eigenen Kindheit gegeben hat, in so vielen Situationen wie möglich bieten. Nicht nur an Weihnachten, sondern generell. Rituale wie das Bettfertig-Machen, Vorlesen, Singen und Musizieren, das gemeinsame Frühstück am Wochenende, regelmäßige Freizeitgestaltung, Ausflüge und Familienbesuche...das alles sind Traditionen im Kleinen. Und ich werde auch mein Bestes tun, um ihnen traditionelle Werte und traditionelles Wissen zu vermitteln, soweit ich es kann. Sie sollen verstehen, das ein selbstgebackenes Brot etwas anderes ist, als ein maschinell hergestelltes Supermarkt-Brot. Dass ein gemeinsam verbrachtes Weihnachtsfest mit gesunden Familienmitgliedern so viel mehr wert ist als all die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum.
Vielen Dank an Bine und Andrea für dieses schöne Short Stories Thema, das in dem ganzen Alltagsstress den Fokus wieder etwas mehr auf die wirklich wichtigen Dinge rückt! Ich freue mich schon auf die Short Stories im neuen Jahr! Irgendwie hat diese Blogparade ja auch schon eine gewisse Tradition und ich finde es sehr schön, dass ich jetzt auch dabei bin! :)
Claudi
Mrs. Always Right
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