Die Stadt
Wangen im Allgäu feiert dieses Jahr ihr 1200-jähriges Bestehen. Dass da große
Feierlichkeiten mit viel Brimborium angesagt sind, ist klar. Sogar der Herr
Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg kommt zum großen Festakt am
Freitag!
Unser
Dirigent ist schon seit Kindertagen freundschaftlich mit der Verlagsfamilie verbunden,
bei der ich arbeite und so kommen auch immer wieder Kooperationen zwischen dem
Verlag und ihm mit seinen Orchestern zustande.
In diesem Fall hat sich die Idee entwickelt, dass man anlässlich des Stadtjubiläums eine große Komposition in Auftrag gibt, die dann bei den Feierlichkeiten aufgeführt wird. Und da über den Verlag auch schon der Kontakt zu dem berühmten und großartigen amerikanischen Komponisten James Barnes bestand, fragte man ihn. Er sagte zu und so kam der Auftrag zustande, den die Stadt Wangen und der Verlag gemeinsam tragen. Herausgekommen ist eine große, ca. 35-minütige Sinfonie. Die Stadtkapelle hat jetzt für 2 Jahre das alleinige Aufführungsrecht an der Sinfonie – und danach kann der Verlag das Werk veröffentlichen.
In diesem Fall hat sich die Idee entwickelt, dass man anlässlich des Stadtjubiläums eine große Komposition in Auftrag gibt, die dann bei den Feierlichkeiten aufgeführt wird. Und da über den Verlag auch schon der Kontakt zu dem berühmten und großartigen amerikanischen Komponisten James Barnes bestand, fragte man ihn. Er sagte zu und so kam der Auftrag zustande, den die Stadt Wangen und der Verlag gemeinsam tragen. Herausgekommen ist eine große, ca. 35-minütige Sinfonie. Die Stadtkapelle hat jetzt für 2 Jahre das alleinige Aufführungsrecht an der Sinfonie – und danach kann der Verlag das Werk veröffentlichen.
Genaueres zu
den Hintergründen gibt es in diversen Artikeln und Vorberichten, z.B. hier auf der Internetseite der Stadt Wangen über das vergangene Probenwochenende. Und
gesammelt sind die Infos auf der Internetseite der Stadtkapelle Wangen.
Ich kenne
James Barnes jetzt seit sechs Jahren. 2009 habe ich die Masterarbeit für meinen
Studiengang „Musikjournalismus für Rundfunk und Multimedia“ erstellt. ein einstündiges Radio-Feature über ein musikalisches/kulturelles
Thema. Ich habe „Blasmusik“ gewählt, da diese Musik vielerorts immer noch
unterschätzt und kategorisch in die „Bierzelt-Mucke“-Schublade gesteckt wird.
Die Bierzelt-Mucke gibt es zwar und sie ist auch ein Bestandteil der Blasmusik, aber sie ist eben
nicht „die Blasmusik“. Das
Blasorchester ist einer der flexibelsten Klangkörper überhaupt. Es spielt in
großen Konzertsälen, in Kirchen, ja auch im Bierzelt oder im Freien. Es
begleitet den Jahreskreislauf eines Dorfes/Ortes. Ob bei Kirchenfesten, bei
Beerdigungen, beim Frühschoppen, bei Volksfesten, großen Jahreskonzerten, Standkonzerten
und Serenaden, Umzügen oder Geburtstagsständchen… das Blasorchester deckt
das alles ab. Ein Sinfonieorchester oder Streicher-Ensemble könnte das gar
nicht. Ich will damit nicht sagen, dass das Blasorchester besser ist. Ich habe früher
viel Kammermusik gemacht und auch in Sinfonieorchester mitgespielt. Das ist
alles toll und jede Musikart hat etwas für sich. Ich reagiere nur einigermaßen
allergisch darauf, dass das Blasorchester oft belächelt oder als grundsätzlich minderwertig
angesehen wird. Daher habe ich meine Masterarbeit auch darüber gemacht.
Ich habe
damals einige Personen aus „der Szene“ interviewt und die Geschichte,
Entwicklung und Bedeutung der Blasmusik in einer Art Collage aus den Aussagen
und passenden Musikausschnitten dargestellt. Der Verlag, bei dem ich während des Studiums
schon einmal ein längeres Praktikum machen durfte, hat mir damals sehr viel
geholfen und einige Kontakte für diese Interviews hergestellt.
Wie es der
Zufall so wollte, war genau in der Interview-Phase James Barnes in Deutschland
und beim Verlag zu Besuch. So hatte ich das Glück und die Ehre, auch ihn
interviewen zu dürfen. Außerdem war ich damals über weite Teile seines
Aufenthaltes dabei, habe Dolmetscher gespielt, Fotos gemacht etc.
Der
diesjährige Besuch ist nun das dritte Mal, dass ich mit James Barnes zu tun
habe. "Haben darf", muss ich korrekterweise sagen, denn dieser Mensch ist
unglaublich! Da er während seines Aufenthaltes auch ab und zu im Verlag ist und
ich wieder der Dolmetscher bin, habe wir auch recht viel miteinander zu tun, was
ich sehr genieße. Diese Gelegenheit haben sicher nicht viele.
Er ist ein großartiger Komponist, der wunderbare Musik schreibt und sowohl die Kreativität als auch das Handwerk perfekt beherrscht. Dazu kommt sein detailliertes Wissen über alle Instrumente. Er weiß, welche Griffe gut oder schrecklich sind, welche Lagen für welches Instrument angenehm oder heikel sind und wie er die Instrumente einsetzen muss, um einen ganz bestimmten Klang zu erreichen.
Er ist ein großartiger Komponist, der wunderbare Musik schreibt und sowohl die Kreativität als auch das Handwerk perfekt beherrscht. Dazu kommt sein detailliertes Wissen über alle Instrumente. Er weiß, welche Griffe gut oder schrecklich sind, welche Lagen für welches Instrument angenehm oder heikel sind und wie er die Instrumente einsetzen muss, um einen ganz bestimmten Klang zu erreichen.
Doch nicht
nur über Instrumente weiß er wahnsinnig viel – er ist ein wandelndes Lexikon. Er
unterrichtet an der Kansas University neben Komposition und Orchestration auch
Blasorchestergeschichte und Repertoirewissen. Er hat ein unglaubliches Wissen! Über
Blasmusik-spezifische Dinge, aber auch über Musik allgemein. Was ich daran
besonders spannend finde, ist wie er alles in Verbindung zueinander bringt. Er
weiß nicht einfach nur irgendwelche punktuellen Fakten, die er auswendig
gelernt hat, sondern er stellt die ganzen Zusammenhänge her, sodass es wirklich
„Geschichte“ im Sinne einer zusammenhängenden Abfolge von Ereignissen und
Entwicklungen ist.
Das
Sahnehäubchen ist sein offener und herzlicher Charakter, seine bodenständige
und sympathische Art und ein genialer Sinn für Humor. Wenn er sein Wissen
vermittelt und erzählt, dann ist es immer spannend und unterhaltsam. Was ich
alleine durch Gespräche mit ihm alles gelernt habe, ist enorm! Und weil er es
eben meistens in Anekdoten packt oder in Zusammenhang mit etwas anderem bringt,
kann man sich das auch noch merken! :)
Bei seinem
Besuch 2009 hat er damals auch einen Dirigenten-Workshop mit der Stadtkapelle
Wangen gemacht. Da war ich allerdings noch kein Mitglied der Stadtkapelle – das
kam dann erst mit der Anstellung beim Verlag und mit meinem Umzug ins Allgäu. Damals
habe ich ein gutes bis sehr gutes Blasorchester gesucht und der Verlag hat mir
die Stadtkapelle Wangen empfohlen. Ein für mich richtungsweisender Moment! :) Für
mich ist jetzt also das erste Mal, dass ich mit James Barnes proben darf. Er wird
seine Sinfonie nämlich beim großen feierlichen Festakt am Freitag selbst
dirigieren.
Es ist
wirklich beeindruckend, welche genauen Vorstellungen James Barnes von seiner
Musik hat – und wie er es versteht, diese Vorstellungen umzusetzen. Er arbeitet
sehr konzentriert und effektiv, hat aber auch immer einen flotten Spruch und ein
Lob auf Lager. Außerdem ist er eines der eher seltenen Komponisten-Exemplare,
die auch wirklich dirigieren können. :)
Natürlich
ist die viele Proberei gerade ganz schön anstrengend. Denn wir haben nicht „nur“
den großen Festakt am Freitag, wo die „Sinfonie für Wangen“ vor geladenen und
wichtigen Gästen unter der Leitung von Mr. Barnes aufgeführt wird. Zwei Tage
später ist auch schon unser Frühjahrskonzert, wo wir die Sinfonie nochmal – und
dann erstmals für öffentliches Publikum – aufführen. Dann allerdings unter der Leitung des Stadtkapellendirigenten und natürlich ein
komplettes Konzertprogramm.
Das beinhaltet unter anderem auch das Pflichtstück und das Wahlstück für den Deutschen Orchesterwettbewerb (DOW). Beim letzten Entscheid im Jahr 2012 hat die Stadtkapelle Wangen den DOW gewonnen, dementsprechend wollen wir uns natürlich auch dieses Jahr wieder präsentieren. Die Stücke haben es in sich, vor allem das Wahlstück „Audivi Media Nocte“ von Oliver Waespi - die Proben sind echt knackig! In den zehn Tagen zwischen vergangenem Freitag und kommendem Sonntag gibt es genau zwei Tage, an denen keine Proben stattfinden: Der eine war am Montag und der andere ist heute. Sonst steht jeden Tag Stadtkapelle auf dem Programm. Zusätzlich zum Job.
Das beinhaltet unter anderem auch das Pflichtstück und das Wahlstück für den Deutschen Orchesterwettbewerb (DOW). Beim letzten Entscheid im Jahr 2012 hat die Stadtkapelle Wangen den DOW gewonnen, dementsprechend wollen wir uns natürlich auch dieses Jahr wieder präsentieren. Die Stücke haben es in sich, vor allem das Wahlstück „Audivi Media Nocte“ von Oliver Waespi - die Proben sind echt knackig! In den zehn Tagen zwischen vergangenem Freitag und kommendem Sonntag gibt es genau zwei Tage, an denen keine Proben stattfinden: Der eine war am Montag und der andere ist heute. Sonst steht jeden Tag Stadtkapelle auf dem Programm. Zusätzlich zum Job.
Bevor jemand
fragt: Ja, ich bin müde! :) Wir haben schon das ganze letzte Wochende geprobt. Am Dienstag Abend ging es bis 22.30 Uhr. Und
dann fahr ich noch nach jeder Probe eine gute Dreiviertelstunde nach Hause. Ich
gehöre nämlich zu den so genannten „Satelliten“ der Stadtkapelle Wangen: Leute,
die nicht direkt aus Wangen oder der näheren Umgebung kommen, aber in der
Stadtkapelle mitspielen, weil sie einfach so gut ist! ;)
Ich bin
auch irgendwie froh, wenn das kommende Wochenende vorbei ist und ich mal wieder
normal schlafen kann und auch mal wieder irgendwas im Haushalt auf die Reihe
bekomme… :)
Trotzdem
sind solche Projekte natürlich immer ein einmaliges Erlebnis und man investiert gern
seine Zeit und Kraft dafür. Spätestens, wenn man auf der Bühne sitzt und nach
dem letzten verklungenen Ton dieser unbeschreibliche Moment passiert, wo die Zeit kurz still
zu stehen scheint, bevor dann der Applaus losbricht…dann hat sich das alles
gelohnt und man ist einfach nur glücklich!
Achso, es gibt übrigens noch Karten für das Frühjahrskonzert am Sonntag! ;)
Achso, es gibt übrigens noch Karten für das Frühjahrskonzert am Sonntag! ;)
Claudi
Mrs Always
Right!
Huhu Claudi,
AntwortenLöschendanke für deinen heutigen Post! Ich muss ehrlich sagen, ich hätte nicht gedacht, dass man so viel über Blasmusik wissen können kann und das es sogar einen Professor gibt, dessen Spezialgebiet die Blasmusik ist. Irre. Du hältst mich nun sicherlich für ignorant. Als ich mit dem Querflöten damals anfing, habe ich mich standhaft geweigert in ein Blasorchester zu gehen - wahrscheinlich lag das auch daran, dass meine Lehrerin mir eintrichterte dass ich mir dadurch meinen Ton kaputt mache, weil ich gegen lautere Instrumente anspielen muss. Wenn unser örtliches Blasorchester dann Auftritte hatte, habe ich die Querflötistinnen immer bedauert. Man hört sie auch einfach nicht raus - zumindest bei unserem örtlichen Blasorchester (sind da auch eher in der Unterzahl, die beiden Mädels...).
Hättest du vielleicht einen Tipp, was man sich so anhören könnte? Ich kann mir momentan so gar nicht vorstellen, dass Blasmusik auch zart klingen kann.
Es grüßt,
die Mimi
Liebe Mimi, danke für deine rege Beteiligung an meinem Blog und deine lieben Kommentare! Ich freue mich über jeden einzelnen, nur leider war die Zeit zum Antworten in den vergangenen zwei Wochen recht knapp. Ich gehe aber davon aus, dass sich das jetzt wieder bessert.
LöschenNatürlich ist nicht jedes Blasorchester eine musikalische Offenbarung, so ehrlich muss man schon sein! Es spielt ja auch nicht jeder dörfliche Fußballverein in der Bundesliege, ne?! ;) Und so gibt es eben auch bei den Blasorchestern quasi Liga-Unterschiede. Aber es geht ja auch nicht um musikalischen Perfektionismus, sondern auch um die soziale Funktion eines solchen Vereins. Wo sonst finden sich Leute zwischen ca. 10 und 80 Jahren zu einer Gruppe zusammen?
Ich werde dir gern mal ein paar schöne Stücke empfehlen. Leider ist es nicht so einfach, gute Aufnahmen bei den Video-Plattformen zu finden, denn es sollte ja dann schon auch einigermaßen repräsentativ sein. Ich werd mal ein paar gute Sachen suchen und dann wahrscheinlich einen neuen Post mit Empfehlungen machen.
Ganz liebe Grüße, Claudi