Am nächsten Morgen frühstückten wir in Ruhe unsere Sandwiches, die
wir am Tag zuvor extra gekauft hatten, dazu gab es einen Breakfast Tea.
Nach dem Auschecken fuhren wir von Dublin aus Richtung Norden. Und hier
brachte ich Mr. Right leider fahrtechnisch ziemlich in die Bredouille!
Ich überredete ihn, dass wir nicht die mautpflichtige M50 fahren, weil
das über das Kennzeichen abgerechnet wird und ich wieder mal für mich
typische Hirngespinste hatte, dass die Mietwagenfirmen da ordentlich
Zusatzgebühren verlangen könnten. Und da das Navi für die
Alternativstrecke nur 10 min mehr ansetzte, überzeugte/nötigte ich Mr.
Right zur mautfreien Version. Ein fataler Fehler, wie sich herausstellen
sollte! Denn das Navi lenkte uns über lange Zeit genau so, wie wir die
Tage zuvor mit dem Bus gefahren waren und wo wir immer sagten:
"Gottseidank müssen wir hier nicht mit dem Auto fahren!" Ich schrumpfte
immer weiter auf meinem Autositz zusammen und hatte das schlechtestes
Gewissen, das jemals irgendjemand auf dieser Welt gehabt hat! Mr. Right
kämpfte sich tapfer durch die Dubliner Straßenführung und ich
unterstützte ihn so gut ich konnte. Ich war sooooooooo unfassbar froh,
als endlich klar wurde, dass wir die Umfahrung des mautpflichtigen
M50-Abschnittes hinter uns hatten und wieder auf die Autobahn zurück
fuhren! Ich war echt miniklein mit Hut!!
Kaum hatten wir das Stadtgebiet von Dublin hinter uns gelassen,
riss die Wolkendecke auf und der blaue Himmel blitzte hindurch. Auf dem
Bild sieht man es deutlich: Im Rückspiegel ist alles grau und der Blick
aus der Windschutzscheibe zeigt bestes Wetter! Ein Zeichen? Vielleicht
war es genau richtig, dass wir für Dublin nicht mehr Zeit eingeplant
hatten!
Das nächste Ziel war Newgrange. Uns war nicht bewusst, dass man
dort nicht selbständig herumlaufen kann. Man kommt zu einem Visitor
Center, in dem man entscheiden kann, ob man nur Newgrange, nur Knowth
oder beide Grabstätten besichtigen möchte. Da die Heritage Card hier
gültig war, entschieden wir uns für Newgrange und Knowth. Man bekommt
dann kleine Aufkleber auf die Kleidung geklebt, auf denen die Uhrzeiten
für die zwei Touren stehen.
Also findet man sich zur entsprechenden Zeit am Sammelpunkt ein, wo
man in zwei kleinere Busse verfrachtet und zum ersten Denkmal gefahren
wird. In unserem Fall war das Knowth. Das Wetter war fantastisch. Klarer
Himmel und Sonnenschein! Unser Guide war ein sehr netter Herr, der
merklich für diesen historischen Ort lebte. Er erzählte mit so viel
Begeisterung und Leidenschaft über die jahrtausendealte Geschichte und
Entwicklung des Passagengrabes, dass es richtig ansteckend war. Der
riesige Haupthügel und die kleineren so genannten Satellitenhügel sind
schon sehr beeindruckend.
Im Inneren kommt man leider nur in einen Vorraum und nicht in das eigentliche Grab, da die Gänge zu instabil sind.
Aber dafür man kann auf den Hügel hinaufsteigen und sich ausmalen, wie dort früher Hütten und Häuser standen. Man kann außerdem in der Ferne auch schon Newgrange sehen.
Anschließend wird man mit den Bussen wieder abgeholt und zum
Sammelpunkt zurück gebracht. Wer nur eine Tour gebucht hat, steigt aus -
die anderen werden ein paar Minuten später (passend zum anderen
Aufkleber) zum zweiten Grabhügel gebracht, also nach Newgrange. Es ist
das bekanntere der beiden Passagengräber und fällt vor allem durch die
rekonstruierte weiße Außenseite auf.
Unser Guide hier war deutlich abgeklärter, wusste aber auch sehr
viel zu erzählen. Er führte uns auch ins Innere des Hügelgrabes - eine
kleine Kammer mit drei Seitenkammern. Es war eher Ritualstätte als
tatsächlicher Bestattungsort. Hier führte er uns auch mit technischen
Hilfsmitteln vor, was jedes Jahr zur Wintersonnenwende hier stattfindet,
vorausgesetzt das Wetter spielt mit: Bei Sonnenaufgang fällt das Licht
durch eine Art Lücke exakt so in die Kammer, dass es einen geraden
Strahl in die hinterste Kammer wirft. Unglaublich, dass der Hügel vor
tausenden Jahren so gebaut wurde. Das ist schon wahnsinnig beeindruckend
und zeigt, wie wichtig die Sonne schon immer für die Menschen war und
ist!
Zum Abschluss wird man wieder zum Visitor Center gefahren, wo man
sich noch Souveniers kaufen oder die Ausstellung ansehen kann. Es ist
zwar schon ein bisschen schade, dass dort alles so genau durchgeplant
ist, aber wahrscheinlich wären die Touristenströme sonst nur schwer oder
gar nicht zu bewältigen. Selbst in der Nebensaison war dort ein ziemlicher
Andrang. So können sie zumindest die Gruppengrößen und die zeitlichen
Abläufe steuern.
Wir fuhren weiter in Richtung Westen, denn unser abendliches Ziel
war Galway. Von unterwegs buchten wir telefonisch ein B&B in Galway,
das wir uns notiert hatten. Die ältere Lady Mary machte einen recht
rüstigen Eindruck - der sich auch noch eindrücklich bestätigen sollte!
Aber zunächst machten wir noch einen Stop in Clonmacnoise, einer
weiteren berühmten alten Klosteranlage. Da unser Navi wohl eine andere
Vorstellung von "optimale Route" hatte als wir und uns ein wenig durch
die Pampa schickte, waren wir etwas später dran als gedacht. Wir hatten
schon Sorge, dass wir die Öffnungszeiten knapp verpasst hätten, denn die
sind ab September oft kürzer als in der Hauptsaison. Trotz dieser Sorge
mussten wir trotzdem kurz bei den riesigen Torffeldern anhalten und ein
paar Fotos machen. Ein ungewohnter und beeindruckender Anblick!
In Clonmacnoise hatten wir Glück: Wir kamen 15 Minuten vor
Kassenschluss an! Und die Öffnungszeit betraf auch nur das Visitor
Center - wir konnten noch so lange in der Anlage bleiben wie wir
wollten! Puh!
Die Abendsonne warf ein ganz besonders schönes und stimmungsvolles
Licht auf die Klosterruinen, den Rundturm und den Friedhof mit seinen
wunderschönen Hochkreuzen! Auch der Blick auf den tiefblauen River
Shannon auf der anderen Seite der Klostermauern war wunderschön! Wir
blieben ziemlich lange dort und waren auch fast die einzigen Besucher.
Langsam durchschritten wir die Anlage und machten irre viele Bilder!
Alle paar Meter ergab sich eine andere tolle Perspektive, ein anderes
schönes Motiv! Das warme Licht und die langen Schatten durch die
tiefstehende Sonne waren fantastisch zum Fotografieren! Ich war total im
siebten Foto-Himmel! :)
Nachdem wir uns dann von der wunderbaren Atmosphäre losgerissen
hatten, düsten wir geradewegs nach Galway. Ein paar Wolken boten uns
netterweise Schutz vor dem Gegenlicht der tiefstehenden Sonne, nur auf
den letzten paar Kilometern rutschte die Sonne dann unter den Wolken
durch und machte den letzten Abschnitt der Fahrt ein wenig anstrengend.
Aber wir fanden ohne Probleme zu unserem B&B St. Martin's und zu
einem naheliegenden großen Parkplatz, der am Wochenende sogar kostenfrei
war.
Wir wurden von Marys Mann begrüßt, dessen Namen wir bis heute nicht
kennen, aber der mich ganz extrem an irgendjemanden erinnert hat. Ich
weiß nur leider nicht, an wen. Aber die Augen und das verschmitzte
Lächeln....irgendwann komm ich noch drauf! Er zeigte uns unser Zimmer
und bot uns zur Stärkung einen Tea und ein paar Ingwerkekse an. Das
Angebot nahmen wir gern an. So lernten wir bereits am Abend den
etwas chaotischen Frühstücksraum kennen - mit einer großen Fensterfront
zum Garten, der wiederum direkt am Fluss lag. Mitten in Galway und nur
wenige Meter vom Stadtzentrum entfernt, aber trotzdem sehr ruhig.
Eigentlich gibt es keine bessere Lage für ein B&B - oder zum Wohnen!
Als Mary von der Kirche kam, begrüßte sie uns noch ganz herzlich
und empfahl uns ein paar Lokalitäten in der Stadt. Sie selbst war am
Abend beim 21. Geburtstag einer Nichte eingeladen. Sie hatte allerdings
nicht vor lange zu bleiben...sagte sie...! :) Sie warnte uns auch schon
ein wenig vor, dass am Samstagabend sehr viel Trubel in der Stadt sei.
Das sollte sich bewahrheiten. Uns war der Trubel nach dem langen Tag
tatsächlich auch etwas zu viel. Bemerkenswert auch der Kleidungsstil der
jungen Mädchen. Freizügig ist untertrieben und die meisten konnten auf
ihren hohen Absätzen nicht ein mal richtig gehen! Tja, wer schön sein
will...oder so ähnlich!
Nachdem wir einige Speisekarten der Fußgängerzone angeschaut
hatten, entschieden wir uns für die Trattoria. Eigentlich hatten wir uns
ja vorgenommen, in Irland nicht zu einem Italiener oder sowas zu gehen,
aber der Rest sprach uns nicht wirklich an oder es war überall voll
besetzt. Bei der Trattoria warteten zwar auch Leute auf einen Tisch,
aber die Tische vor dem Restaurant waren ohne Wartezeit frei. Da das
Wetter so mild war, setzten wir uns nach draußen und wurden auch
freundlich bedient. Die Pasta war der Hammer! Ganz frisch und
superlecker! Wir teilten uns zwei Gerichte, da wir uns beide nicht
entscheiden konnten: Sepia-Pasta mit Garnelen-Soße und eine mir
unbekannte Nudelsorte/-form mit getrockneten Tomaten und italienischer
Salsicchia (scharfe Wurst). Beides war genial und wir waren sehr
glücklich mit unserer Wahl!
Was uns ziemlich abschreckte, waren die vielen Türsteher vor den Pubs. Wahrscheinlich ist das an solchen Tagen nötig, um die etwas zu übermütigen Partypeople in Zaum zu halten. Aber sogar wir spürten nicht wirklich das Bedürfnis, auszutesten, ob wir wohl hineingelassen würden. Also entschieden wir uns, einen Absacker im Supermarkt zu kaufen und ihn im B&B zu trinken. Wir haben gelernt, dass Alkohol in Irland nur bis 22 Uhr verkauft werden darf. (Wir kamen nämlich um 21.59 Uhr und wurden darauf hingewiesen, dass wir uns am Getränkeregal doch bitte beeilen sollten. Eigentlich eine echt gute Regelung, finden wir.)
Im B&B tranken wir dann noch ganz in Ruhe unser Getränk und gingen bald schlafen. Wir waren hundemüde!
Claudi
Mrs. Always Right
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