Mittwoch, 28. Januar 2015

Die Frau von Heute | Netz-Werke

Ich habe heute einen Eintrag angefangen, in dem ich eigentlich eine neue Kategorie vorstellen wollte: Netz-Werke, also Texte, Bilder, Videos, Seiten, Ideen aus dem Netz, die mir gefallen, mich berühren, aufrütteln, beschäftigen und die ich gerne mit euch teilen möchte. Werke aus dem Netz eben. :)
Dabei bin ich dann im ersten Teil des Textes ganz schön abgeschweift, sodass letztendlich etwas ganz anderes daraus entstanden ist. Gedanken über das Internet allgemein und seine Entwicklungen, Chancen, Gefahren. Den dabei entstandenen Text werde ich auch bald posten, allerdings muss ich noch weiter dran arbeiten.

Dieser Post hier soll aber nun tatsächlich ein Netz-Werk vorstellen, das mir besonders gut gefällt. Es ist ein wunderbarer Beitrag von Bine auf ihrem Blog 'waseigenes'. Bines Blog gehört zu meinen persönlichen Top 5 der Blogs, die ich gerne lese. Ich mag ihren Stil zu schreiben, ihren Blick aufs Leben, ihre Fotos und ihre Ideen. Auch ihr Blogparade Schreibzeit (früher ShortStories) finde ich großartig und ich nehme seit Ende letzten Jahres daran teil.

In dem Blog-Eintrag, den ich euch gerne empfehlen möchte, schreibt Bine über

Die Frau von heute  

Ein Thema, das viele Frauen von heute sehr beschäftigt. Ich habe mich ebenfalls in einigen Dingen wiedererkannt. Bei der Frage, wie man die vielen Haushaltsgeräte und Lebensmittelvorräte auf zwei offenen und hübsch dekorierten Küchenregalen unterbringen und wer das alles putzen soll, musste ich laut lachen. Das habe ich mich schon x-mal gefragt. Dieser Hausfrauen-Pragmatismus – positiv gemeint! – meldet sich bei mir sooo oft, wenn ich mich zwischen hübsch und praxistauglich entscheiden soll und verzweifelt versuche, einen gute Kompromiss zu finden. Aber es gibt auch die Fragen, bei denen das Lachen einem Seufzen weicht: Wie man Job, Kreativität, Haushalt, Familie, Beziehung und Selbstverwirklichung unter einen Hut bringen soll, wie die "Frau von heute" den vielschichtigen Ansprüchen von außen und ihrem eigenen Anspruch gerecht werden soll. Man merkt an den vielen Kommentaren, dass Bine mit ihrem Artikel den Nerv einer ganzen Frauengeneration getroffen hat. Sie hat in Worte gefasst, was viele Frauen von heute beschäftigt. Humorvolle und zugleich gnadenlos Nagelkopf-treffende Worte!


Im Folgenden noch ein paar meiner eigenen Gedanken zu dem Thema:

So toll die Freiheiten und Möglichkeiten sind, die Frauen sich in den letzten Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten erstritten haben - sie üben zugleich auch einen enormen Druck aus. Frau möchte am Liebsten alles abdecken, alles schaffen, alles verwirklichen. Vom tollen erfolgreichen Job über die perfekte, gesunde, glückliche Familie bis hin zur persönlich-kreativen Selbstverwirklichung. Die vielen Frauenbilder - erfolgreiche Karrierefrau, belastbare Supermami, perfekte Hausfrau und Köchin, gepflegte Schönheit, guter Kumpel, wunderbare Partnerin, kreative Künstlerin, gebildete Intellektuelle, wildes Powergirl, hippe Bloggerin - die viele von uns alle gleichzeitig bedienen wollen, pressen uns wieder in ein ähnliches Korsett, wie es uns "damals" vom patriarchischen Weltbild übergezwungen wurde. Nur sind wir es heute oft selbst, die uns einengen. Weil wir zu viel von uns erwarten. Ich bin garantiert die letzte, die sagt: Frauen gehören an den Herd und zur Kindererziehung - fertig. Ganz sicher nicht! Ich schätze mich ungemein glücklich, dass ich eine gute Schulbildung hatte, studieren durfte und einen Beruf ausüben kann, mit dem ich nicht "nur" Geld verdiene, sondern den ich auch noch gern mache. Ich weiß sehr wohl um die Privilegien, die ich im Gegensatz zu vielen Frauen aus früheren Generationen oder in anderen Ländern habe. Aber dieses perfekte Bild, von dem wir uns selbst einreden, es erfüllen zu müssen, kann auch nicht gesund oder richtig sein.

Ich kenne viele junge Frauen in meinem Alter, die sehr damit hadern, wie Job und Familie zu meistern sind. "Nur eines davon? Oder doch beides? Vernachlässigt man dann nicht doch immer eines davon? Was, wenn ich nach dem Mutterschutz nicht mehr in den Job hineinfinde? Was, wenn das Kind krank ist? Was, wenn es im Job mal stressig ist? Wann hab ich noch Zeit für meinen Partner? Für mich? Sollte ich mich doch lieber nur für eines entscheiden? Aber ohne zweites Gehalt wird es mit der Familie schwierig. Bauen wollen wir ja auch noch. Wie soll ich das alles schaffen?"

Ich sehe ein großes Problem auch in unserer Gesellschaft. Vor allem in der Arbeitswelt. Wenn man es den Frauen nicht so wahnsinnig schwer machen würde, Job und Familie unter einen Hut zu bringen, wäre eigentlich allen Beteiligten am meisten geholfen. Die Unternehmen sind zum Teil einfach schrecklich dumm. Oder kurzsichtig. Oder beides. Da haben sie super ausgebildete, motivierte Frauen in ihren Firmen. Frauen, die arbeiten wollen und darin richtig gut sind. Aber es sind auch Frauen, die eine Familie gründen wollen, wofür biologisch vorgegeben eben nur ein gewisses Zeitfenster bleibt. Anstatt dass die Firmen versuchen, diesen Frauen entsprechende Bedingungen zu bieten, verlieren sie lieber gute Arbeitskräfte. Das verstehe ich nicht. Natürlich gibt es Firmen, die Lösungen suchen und neue Ansätze probieren. Aber es sind zu wenige. Home Office, flexible Arbeitszeiten, Betreuungsangebote, Hilfestellungen statt Beinestellen - das wäre gefragt! Momentan werden junge Frauen im "gebährfähigen" Alter misstrauisch beäugt. Als ob es eine Krankheit wäre, eine Familie gründen zu wollen. Es ist höchste Zeit, dass ein Umdenken passiert! Dass man Frauen mit Familien trotzdem ermöglicht, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen auszuüben. Und dass man umgekehrt kompetenten und fleißigen Frauen ermöglicht, Familie zu haben. Davon profitieren die Arbeitgeber doch mindestens genau so wie die Frauen selbst. Dieses bornierte Festhalten an alten Strukturen hat der Menschheit noch nie sonderlich viel gebracht.

Der erste Schritt jedoch ist, dass wir Frauen uns auch selbst eingestehen, dass wir nicht alles können können. Und auch nicht alles können müssen. Dass es ok ist, wenn es ganz normale Muffins gibt und nicht die super-blingbling-dekorierten fünfschichtigen Regenbogen-Cupcakes. Dass es ok ist, wenn man was verschieben muss. Dass es ok ist, wenn man auch einfach mal nein sagt.

Wenn wir aufhören, uns selbst mit überzogenen Ansprüchen unter Druck zu setzen, finden wir auch wieder Spaß an den Dingen, die Spaß machen sollen. Egal, wie unterschiedlich diese Dinge bei uns jeweiligen Individuen aussehen und gewichtet sind. Wenn ich mir einrede, etwas nähen/basteln/kochen/backen/dekorieren zu MÜSSEN, wird es gleich wieder Pflicht, Druck, Last. Wenn ich mir selbst erlaube, mich darüber zu freuen, dass ich etwas nähen/basteln/kochen/backen/dekorieren DARF, dann sieht das ganze doch gleich wieder anders aus.

Jaja, ich weiß, das schreibt und sagt sich alles so leicht. Ich behaupte auch nicht, dass mir das immer gelingt. Oft genug stecke ich ja im selben Dilemma und stresse mich mit Dingen, die ich eigentlich gern mache, die aber in Kombination mit allem anderen und durch meinen Perfektionismus in Stress ausarten. Manchmal schaue ich mir selbst dabei zu und denke: "Du bist echt ganz schön bescheuert, weißt du das eigentlich?" Und ich schaffe es in letzter Zeit tatsächlich auch immer öfter, daraus Konsequenzen zu ziehen und meine Ansprüche an mich selbst herunterzuschrauben.
Nicht immer, aber immer öfter. :)

Claudi
Mrs. Always Right

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