Ich habe heute einen Eintrag angefangen, in dem ich eigentlich eine
neue Kategorie vorstellen wollte: Netz-Werke, also Texte, Bilder,
Videos, Seiten, Ideen aus dem Netz, die mir gefallen, mich berühren,
aufrütteln, beschäftigen und die ich gerne mit euch teilen möchte. Werke
aus dem Netz eben. :)
Dabei bin ich dann im ersten Teil
des Textes ganz schön abgeschweift, sodass letztendlich etwas ganz
anderes daraus entstanden ist. Gedanken über das Internet allgemein und
seine Entwicklungen, Chancen, Gefahren. Den dabei entstandenen Text
werde ich auch bald posten, allerdings muss ich noch weiter dran
arbeiten.
Dieser Post hier soll aber nun
tatsächlich ein Netz-Werk vorstellen, das mir besonders gut gefällt. Es
ist ein wunderbarer Beitrag von Bine auf ihrem Blog 'waseigenes'. Bines
Blog gehört zu meinen persönlichen Top 5 der Blogs, die ich gerne lese.
Ich mag ihren Stil zu schreiben, ihren Blick aufs Leben, ihre Fotos und
ihre Ideen. Auch ihr Blogparade Schreibzeit (früher ShortStories) finde
ich großartig und ich nehme seit Ende letzten Jahres daran teil.
Ein Thema, das viele Frauen von heute sehr beschäftigt. Ich habe mich ebenfalls in einigen Dingen wiedererkannt. Bei der Frage, wie man die vielen Haushaltsgeräte und Lebensmittelvorräte auf zwei offenen und hübsch dekorierten Küchenregalen unterbringen und wer das alles putzen soll, musste ich laut lachen. Das habe ich mich schon x-mal gefragt. Dieser Hausfrauen-Pragmatismus – positiv gemeint! – meldet sich bei mir sooo oft, wenn ich mich zwischen hübsch und praxistauglich entscheiden soll und verzweifelt versuche, einen gute Kompromiss zu finden. Aber es gibt auch die Fragen, bei denen das Lachen einem Seufzen weicht: Wie man Job, Kreativität, Haushalt, Familie, Beziehung und Selbstverwirklichung unter einen Hut bringen soll, wie die "Frau von heute" den vielschichtigen Ansprüchen von außen und ihrem eigenen Anspruch gerecht werden soll. Man merkt an den vielen Kommentaren, dass Bine mit ihrem Artikel den Nerv einer ganzen Frauengeneration getroffen hat. Sie hat in Worte gefasst, was viele Frauen von heute beschäftigt. Humorvolle und zugleich gnadenlos Nagelkopf-treffende Worte!
Im Folgenden noch ein paar meiner eigenen Gedanken zu dem Thema:
So
toll die Freiheiten und Möglichkeiten sind, die Frauen sich in den
letzten Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten erstritten haben - sie
üben zugleich auch einen enormen Druck aus. Frau möchte am Liebsten
alles abdecken, alles schaffen, alles verwirklichen. Vom tollen
erfolgreichen Job über die perfekte, gesunde, glückliche Familie bis hin
zur persönlich-kreativen Selbstverwirklichung. Die vielen Frauenbilder -
erfolgreiche Karrierefrau, belastbare Supermami, perfekte Hausfrau und
Köchin, gepflegte Schönheit, guter Kumpel, wunderbare Partnerin,
kreative Künstlerin, gebildete Intellektuelle, wildes Powergirl, hippe
Bloggerin - die viele von uns alle gleichzeitig bedienen wollen, pressen
uns wieder in ein ähnliches Korsett, wie es uns "damals" vom
patriarchischen Weltbild übergezwungen wurde. Nur sind wir es heute oft
selbst, die uns einengen. Weil wir zu viel von uns erwarten. Ich bin
garantiert die letzte, die sagt: Frauen gehören an den Herd und zur
Kindererziehung - fertig. Ganz sicher nicht! Ich schätze mich ungemein
glücklich, dass ich eine gute Schulbildung hatte, studieren durfte und
einen Beruf ausüben kann, mit dem ich nicht "nur" Geld verdiene, sondern
den ich auch noch gern mache. Ich weiß sehr wohl um die Privilegien,
die ich im Gegensatz zu vielen Frauen aus früheren Generationen oder in anderen Ländern habe. Aber dieses perfekte Bild, von dem wir
uns selbst einreden, es erfüllen zu müssen, kann auch nicht gesund oder richtig sein.
Ich kenne viele junge Frauen in meinem Alter, die sehr
damit hadern, wie Job und Familie zu meistern sind. "Nur eines davon?
Oder doch beides? Vernachlässigt man dann nicht doch immer eines davon? Was, wenn ich nach dem Mutterschutz nicht mehr in den Job hineinfinde?
Was, wenn das Kind krank ist? Was, wenn es im Job mal stressig ist? Wann
hab ich noch Zeit für meinen Partner? Für mich? Sollte ich mich doch
lieber nur für eines entscheiden? Aber ohne zweites Gehalt wird es mit
der Familie schwierig. Bauen wollen wir ja auch noch. Wie soll ich das
alles schaffen?"
Ich sehe ein großes
Problem auch in unserer Gesellschaft. Vor allem in der Arbeitswelt. Wenn
man es den Frauen nicht so wahnsinnig schwer machen würde, Job und
Familie unter einen Hut zu bringen, wäre eigentlich allen Beteiligten am
meisten geholfen. Die Unternehmen sind zum Teil einfach schrecklich
dumm. Oder kurzsichtig. Oder beides. Da haben sie super ausgebildete,
motivierte Frauen in ihren Firmen. Frauen, die arbeiten wollen und darin
richtig gut sind. Aber es sind auch Frauen, die eine Familie gründen
wollen, wofür biologisch vorgegeben eben nur ein gewisses Zeitfenster
bleibt. Anstatt dass die Firmen versuchen, diesen Frauen entsprechende
Bedingungen zu bieten, verlieren sie lieber gute Arbeitskräfte. Das
verstehe ich nicht. Natürlich gibt es Firmen, die Lösungen suchen und
neue Ansätze probieren. Aber es sind zu wenige. Home Office, flexible
Arbeitszeiten, Betreuungsangebote, Hilfestellungen statt Beinestellen -
das wäre gefragt! Momentan werden junge Frauen im "gebährfähigen" Alter
misstrauisch beäugt. Als ob es eine Krankheit wäre, eine Familie gründen
zu wollen. Es ist höchste Zeit, dass ein Umdenken passiert! Dass man
Frauen mit Familien trotzdem ermöglicht, ihre Fähigkeiten und
Kompetenzen auszuüben. Und dass man umgekehrt kompetenten und fleißigen
Frauen ermöglicht, Familie zu haben. Davon profitieren die Arbeitgeber
doch mindestens genau so wie die Frauen selbst. Dieses bornierte
Festhalten an alten Strukturen hat der Menschheit noch nie sonderlich
viel gebracht.
Der erste Schritt jedoch
ist, dass wir Frauen uns auch selbst eingestehen, dass wir nicht alles
können können. Und auch nicht alles können müssen. Dass es ok ist, wenn
es ganz normale Muffins gibt und nicht die super-blingbling-dekorierten
fünfschichtigen Regenbogen-Cupcakes. Dass es ok ist, wenn man was
verschieben muss. Dass es ok ist, wenn man auch einfach mal nein sagt.
Wenn
wir aufhören, uns selbst mit überzogenen Ansprüchen unter Druck zu
setzen, finden wir auch wieder Spaß an den Dingen, die Spaß machen
sollen. Egal, wie unterschiedlich diese Dinge bei uns jeweiligen
Individuen aussehen und gewichtet sind. Wenn ich mir einrede, etwas
nähen/basteln/kochen/backen/dekorieren zu MÜSSEN, wird es gleich wieder
Pflicht, Druck, Last. Wenn ich mir selbst erlaube, mich darüber zu
freuen, dass ich etwas nähen/basteln/kochen/backen/dekorieren DARF, dann
sieht das ganze doch gleich wieder anders aus.
Jaja,
ich weiß, das schreibt und sagt sich alles so leicht. Ich behaupte auch
nicht, dass mir das immer gelingt. Oft genug stecke ich ja im selben Dilemma
und stresse mich mit Dingen, die ich eigentlich gern mache, die
aber in Kombination mit allem anderen und durch meinen Perfektionismus in Stress ausarten. Manchmal
schaue ich mir selbst dabei zu und denke: "Du bist echt ganz schön
bescheuert, weißt du das eigentlich?" Und ich schaffe es in letzter Zeit
tatsächlich auch immer öfter, daraus Konsequenzen zu ziehen und meine
Ansprüche an mich selbst herunterzuschrauben.
Nicht immer, aber immer öfter. :)
Claudi
Mrs. Always Right
Nicht immer, aber immer öfter. :)
Claudi
Mrs. Always Right
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