Samstag, 8. November 2014

Meine Herz-Töne | Short Stories

Ich habe ja in den letzten Wochen und Monaten einige Blogs von interessanten Frauen entdeckt, die ich regelmäßig lese und die mich auch inspiriert haben, selber wieder anzufangen. Auch wenn ich definitiv nicht den Anspruch habe, ebenso erfolgreich und für eine ebenso riesige Lesergemeinschaft zu bloggen, wie sie es tun.
Einer dieser Blogs ist was eigenes von Bine. Und sie hat zusammen mit ihrer Blog-Freundin Andrea eine Aktion ins Leben gerufen, die ich sehr spannend finde: Short Stories. Am 1. eines jeden Monats stellen die beiden ein Thema in den virtuellen Blogger-Raum, zu dem man einen Eintrag schreiben und diesen unter dem Thema verlinken kann. So hat man die vielen verschiedenen Geschichten, die von vielen verschiedenen Bloggern zu einem Thema entstehen, auf einen Blick zusammen und kann sich durchklicken. Eine schöne Idee - zumal es dabei vor allem um's Schreiben an sich gehen soll.

Mit dem Thema vom 1. November möchte ich mich gerne in diese Aktion ein(k)linken:

Musik deines Lebens

Meine Herztöne | Short Stories | Thema im November: Musik deines Lebens | Notenblatt mit iPod und CD

Darüber könnte ich wahrscheinlich einen ganzen Roman schreiben. Musik hat in meinem Leben eine wahnsinnig große Bedeutung - passiv und aktiv! Ohne Musik wäre ich nicht vollständig. Wenn man mir die Musik nehmen würde, wäre das in etwa, wie die Amputation eines wichtigen Körperteils. Musik ist überall in meinem Leben. In mir, um mich herum, in meiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie pusht mich oder erdet mich - je nach Situation. Mit ihr kann ich meine Gefühle ausdrücken - und sie löst sehr starke Gefühle bei mir aus.

Die Überschrift "Meine Herz-Töne", die ich für meine Short-Story ausgewählt habe, hat mehrere Bedeutungen:
- Zum einen drückt diese Bezeichnung natürlich aus, dass die Töne dieser, also meiner Musik mein Herz berühren, es beruhigen oder schneller schlagen lassen.
- Gleichzeitig drückt mein Herz aber auch seine Gefühl durch diese Töne aus, ich beim Musikmachen produziere oder die ich mir zum Anhören auswähle.
- Und die dritte Bedeutung beschreibt auch den Ursprung dieser enormen Bedeutung, die Musik für mich hat: Meine Familie ist sehr musikalisch, meine Mutter ist Instrumentallehrerin. So hatte ich also schon als Ungeborenes nicht nur den Herzschlag meiner Mutter als ständigen Rhythmus und ihre Stimme um mich herum, sondern auch Musik. Ich stelle mir das immer bildlich vor: wie ich schwerelos im Fruchtwasser schwebe, eingehüllt von den sanften Klängen der Gitarre, die ja direkt am Bauch meiner Mutter war. Ich finde, das ist ein wunderschönes Bild!

Bei uns gehörte Musizieren immer ganz selbstverständlich zum Familienalltag. Jeder spielt mindestens ein Instrument, der Musikunterricht und Proben mit verschiedenen Gruppen und Orchestern gehörte immer dazu. Wir Kinder wurden von unseren Eltern unterstützt und gefördert, wofür ich ihnen immer sehr dankbar sein werde!

Nun aber zu einzelnen Liedern meines Lebens:

Als kleines Kind saß ich stundenlang auf der Schaukel im Garten und habe ein Kinderlied gesungen. "Dauda, dauda, sitzt ein Mädele draußen..." Ich hab das Lied noch nie in einem Liederbuch gesehen und weiß nicht, ob es das "offiziell" überhaupt gibt. Es ist in schwäbischer Mundart gehalten, deshalb mal die sinngemäße Bedeutung: Das Mädchen verkauft Äpfel und Birnen und eine bestimmte Person [hier kann man einen individuellen Namen einsetzen] bekommt davon auch etwas ab. Sinngemäß. Nun saß ich also auf der Schaukel und setzte in jeder Strophe einen Namen ein. Alle Familienmitglieder, Nachbarn, Freunde und so weiter. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich da eine Weile beschäftigt war. :)

Eine ebenfalls sehr präsente Erinnerung habe ich an die Schlaflieder meiner Oma. Es kam nicht sooo oft vor, dass meine Eltern abends beide weg waren. Aber wenn, dann kam meine Oma an diesem Abend zu uns und hat mich ins Bett gebracht. Und es war absolutes Pflichtprogramm, dass sie mir dann Schlaflieder vorsingen musste. "Weißt du, wie viel Sternlein stehen" war eines davon, aber mein Lieblingslied war immer "Die Blümelein sie schlafen". Den Text kann ich noch immer auswendig. Wenn ich eines dieser Lieder heute höre, wird mir sofort ganz warm im Bauch.

Mein Papa ist gefühlt schon immer im Musikverein. Früher hat er bei den Auftritten auch gesungen. Wenn im und um das Dorf ein Fest war, spielte dort natürlich der Musikverein und ich war schon als Knirps immer mit dabei. Wenn mein Papa dann gesungen hat, hab ich oft das Herumtoben mit den anderen Kindern unterbrochen und mich vor das Orchester gestellt und zugehört. Der Walzer "Blumenmädchen" war mein absolutes Lieblingslied und da habe ich immer mitgesungen. Oft hat mich mein Papa dann zu sich nach vorne gewunken, mich hochgehoben und wir haben zusammen ins Mikrofon gesungen. Unvergesslich!

In Sachen Pop- und Rock-Musik hat mich vor allem mein älterer Bruder geprägt. Durch den etwas größeren Altersabstand kam ich schon recht früh mit der Musik von Bon Jovi, Aerosmith, den Eagles, Boston, Bryan Adams, Van Halen usw. in Kontakt. Wie oft saß ich nachmittags bei ihm im Zimmer und habe mit ihm MTV geschaut?! :) So habe ich auch heute noch ein Faible für gute Rockmusik und vor allem für handgemachte Musik. Mit diesem ganzen Elektro-, Techno-, R&B-Zeug kann ich nichts anfangen. Es muss handgemacht sein und aus tiefster Seele kommen....das reißt mich mit. Lieder gäbe es hier unzählige aufzulisten.

In der Zeit als Querflöten-Schülerin habe ich natürlich auch viele Musikstücke gespielt, von denen manche mehr in Erinnerung geblieben sind als andere. Unvergesslich bleibt das Konzert, das ich mit 19 gemeinsam mit einer etwa gleichaltrigen Flötenschülerin gegeben habe. Wir haben zu zweit einen ganzen Konzertabend gestaltet - mit verschiedenen Gästen als Begleitung. Das war eine ziemlich coole Sache. Davon war die Triosonate von Johann Sebastian Bach mein persönliches Highlight. Bachs Musik ist so einzigartig und zeitlos! Ich glaube nicht, dass jemals wieder jemand geboren wird, der Musik so allumfassend versteht wie er es getan hat!

Als Jugendliche habe ich in vielen Orchestern, Ensembles und Projekten mitgespielt - in einigen davon regelmäßig, andere waren nur projektbezogen. Da gab es natürlich auch immer Stücke, die mir in dieser speziellen Zeit in dieser speziellen Gruppe besonders gefallen haben. Oft hatte das auch mit dem jeweiligen aktuellen Lebensgefühl zu tun.

Im Musikverein war"Tirol 1809" von Sepp Tanzer für mich sehr prägend, weil es mein erstes richtiges großes Konzertwerk war, an das ich mich erinnern kann. Und bei "Die große Seefahrt" von Pavel Stanék durfte ich beim Wertungsspiel das Flötensolo spielen, was für mich ein großer Moment war. Im Kreisjugendorchester unseres Kreisverbandes waren vor allem "La Storia" und "Ross Roy" von Jacob de Haan meine absoluten Highlights. Die hätte ich bei jedem Konzert spielen können! :)

In einem überregionalen Jugendsinfonieorchester gab es für mich zwei besonders unvergessliche Werke: Bei der Nordischen Ski-WM 2005 durften wir bei der Eröffnung spielen. Naja..."spielen" ist relativ. Wir mussten vorab eine CD mit den Werken aufnehmen, denn natürlich funktioniert ein großes Sinfonieorchester im Schnee vor der Skisprungschanze bei TV-Übertragung nur per Playback. Ein Werk war der Satz "I pini della Via Appia" aus "Pini di Roma" von Ottorino Respighi. Wenn ich das Stück heute höre, stehe ich sofort wieder vor der großen Skisprungschanze im Schnee, mit tausenden Menschen im Publikum und zig TV-Kameras um uns herum
Kurz darauf haben wir mit dem gleichen Orchester das "War Requiem" von Benjamin Britten aufgeführt. Für mich eine emotionale Grenzerfahrung. Dieses Stück handelt vom Zweiten Weltkrieg und ist in seiner Wirkung unbeschreiblich tief und ergreifend. Ich musste passagenweise sehr mit meinen Emotionen und den Tränen kämpfen, um überhaupt spielen zu können. Vor allem an der Stelle, wo die beiden Soldaten [Gesangssolisten] sich im Himmel begegnen und erst nach einer Weile realisieren, dass sie sich kurz zuvor auf dem Schlachtfeld gegenüberstanden - "I am the enemy you killed, my friend." Das ist so überwältigend dramatisch und traurig....da krieg ich Gänsehaut, wenn ich nur dran denke!

Natürlich war mein Leben als Jugendliche auch von Pop-Musik geprägt und nicht nur von klassischer Musik. Wie gesagt war ich eher auf der Rock-Schiene unterwegs. MTV war daher eher meins als VIVA. So ist auch dieser ganze Boygroup-Hype spurlos an mir vorbeigegangen. Wobei ich dann später schon noch auf Gruppen wie *NSYNC aufmerksam wurde, als sie schon etwas gesetzter waren. Denn mal unabhängig davon, wie man die Lieder findet: singen können die Jungs einfach wahnsinnig gut! Ich hab mir damals vor allem die vielen a capella Videos im Internet angeschaut, wie z.B. dieses hier von O Holy Night.

Was mir erst jetzt gerade wieder einfällt: Meine Mama hat früher immer gesagt, ich müsste mal zu "Wetten, dass...?", weil ich nach den ersten beiden Tönen meistens schon wusste, welches Lied im Radio läuft. :)

Wie das als junges Mädchen so ist: Man verknallt sich, man verliebt sich, ist glücklich, wird enttäuscht, hat Liebeskummer und leidet. Nicht immer in genau dieser Reihenfolge, aber ihr wisst ja selber, wie das so läuft. Für jede Situation und auch für jeden Schwarm gab es natürlich den passenden Song, zu dem man entweder fröhlich durchs Zimmer tanzte oder heulend im Bett lag. Oh, da kommen viele Erinnerungen! :) Vor allem ein paar Lieder aus der Zeit zwischen 18 und 25 hatten für mich große Bedeutung, denn in der Zeit haben die Männer mir das Leben ziemlich schwer gemacht. So konnte ich Lieder wie "Feels Like Home" von Chantal Kreviazuk oder "Chasing Cars" von Snow Patrol für lange Zeit nicht anhören, denn sie waren jeweils so fest an einen bestimmten Menschen und den dazugehörigen Liebeskummer gekoppelt, dass der alte Schmerz sofort wieder hochkam, sobald ich nur die ersten beiden Akkorde gehört habe. Aber seit ich mit meinem Mr. Right so glücklich bin, kann ich die Lieder endlich wieder ohne Probleme hören, worüber ich sehr froh bin, denn es sind sehr schöne Songs! :)

Natürlich gibt es auch Lieder, die Mr. Right und mir gehören. Die bleiben aber geheim! :P

Zwei Werke, die ich in den letzten paar Jahren mit der Stadtkapelle Wangen spielen durfte, möchte ich gerne noch erwähnen. Werke, die mich ebenfalls tief bewegt haben. Werke, die beim Musizieren Gänsehaut machen, bei denen jeder Ton in einem selbst einen Knopf drückt, bei denen man nach dem letzten Ton emotional und körperlich völlig fertig ist und in einer anderen Welt schwebt, aus der man erst einmal langsam wieder in die Realität zurückfinden muss. Das eine war "Extreme Make-Over" von Johan de Meij, mit dem wir 2013 auch den Deutschen Orchesterwettbewerb gewonnen haben. Und das andere die "Symphony No. 4" von David Maslanka, die wir letztes Jahr im Herbst aufgeführt haben. Man kann diese Musik nicht beschreiben, man muss sie erleben und fühlen!

Und dann noch ein Bereich der Musik, über den sich ein eigener Blog-Eintrag lohnen würde: Ich liebe Film-Musik! Gut komponierte, von richtigen Orchestern eingespielte Film-Musik. Wenn ich jetzt anfangen würde, aufzuzählen, säße ich noch morgen hier.
Und ich stehe auf ungewöhnliche Gruppen, wie z.B. Vienna Horns, Celtic Woman, La Brass Banda, hmbc, The Piano Guys und viele andere, die einfach richtig gute und kreative Musik machen.

So, jetzt aber Schluss. Das mit der "Short Story" hat nur mäßig gut funktioniert. Und dabei hab ich mich doch schon extra kurzgefasst. :) Zum Thema Musik werden sicher noch verschiedene Post zu verschiedenen Themen in meinem Blog auftauchen.

Ich glaube, ich stöbere mich heute mal wieder in bisschen durch meine Musiksammlung und ziehe ein paar Sachen raus, die ich schon länger nicht mehr angehört habe. :)

In diesem Sinne noch ein Zitat von Franz Schubert zum Abschluss, das ich mir auch auf die Rückseite meines iPods habe gravieren lassen: 
"Wer die Musik liebt, kann nie ganz unglücklich werden."

Claudi
Mrs. Always Right

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