Die erste Urlaubsnacht war überraschend erholsam - normalerweise bin ich da immer sehr unruhig - und wir haben beide sehr gut und tief geschlafen. Die große Straße vor dem B&B war nachts nicht annähernd so befahren wie wir es anfangs befürchtet hatten und wir hörten keinen Verkehrslärm.
Das Full Irish Breakfast von Gwen war äußerst lecker und nachdem wir die Fragestunde unserer etwas neugierigen amerikanischen Mitgäste überstanden hatten, konnten wir es auch in Ruhe genießen. Nur der Kaffee war heftig - damit weckt man ja Tote auf! Ab da bin ich auf Breakfast Tea umgestiegen! :)
Bei einem kleinen Plausch haben John und Gwen uns noch verschiedene Gegenden und Sehenswürdigkeiten in Irland empfohlen. Die Kreditkartenbezahlung lief technisch etwas holprig, aber so konnten wir immerhin den sehr interessanten Einrichtungsstil noch etwas genauer begutachten. :)
Schließlich setzten wir uns in unseren Suzuki und düsten los. An diesem ersten Tag lagen einige Fahrtkilometer vor uns, denn es ging auf die Dingle Halbinsel. Hinter dem leichten Wolkendunst spürte man schon die Sonne, die sich ihren Weg suchte und ihn auch bald schon finden sollte.
Der einfache und direkte Weg nach Dingle geht über eine große Straße. Der schönere, aber auch wesentlich abenteuerlichere Weg führt über den Connor Pass. Glücklicherweise besteht nur ein relativ kleiner Abschnitt der Strecke aus einer engen, einspurigen Straße mit kleinen Ausweich-Buchten. Links geht der Fels steil nach oben, rechts nach unten. Wenn man diesen Abschnitt überstanden hat, ist der Rest der Strecke aber ziemlich gut ausgebaut.
Bei einem kleinen Zwischenstop an einem Parkplatz kann man ein bisschen den Berg hinaufklettern und schöne Fotos machen. Mit einem japanischen jungen Pärchen machten wir einen kleinen Foto-Deal - Pärchenfoto gegen Pärchenfoto. Der anscheinend sonst recht kräftige Wasserfall an dieser Stelle war bei unserem Besuch ein kleines Rinnsal, das sich nicht zu fotografieren lohnte.
Also weiter auf der Mini-Straße bis zum eigentlichen Pass. Am dortigen Parkplatz sind wir wieder ausgestiegen und zu Fuß ein bisschen weiter den Berg hinauf. Hier pustete der Wind recht kräftig und man hatte einen tollen Ausblick auf die Landschaft.
Von hier an war die Straße wieder zweispurig und angenehmer zu befahren. So ging es den Berg wieder hinunter und in das Fischerdörfchen Dingle. Hier sind wir nur durchgefahren, weil wir die Küsten-Rundstrecke "Slea Head Drive" fahren wollten. Und da diese uns am Ende wieder nach Dingle zurückführen würde, wollten wir uns erst später im Örtchen umschauen.
Der Slea Head Drive ist eine sehr schöne Route, die über weite Strecken direkt an der Küste entlang führt und einige Möglichkeiten zum Halten und Aussteigen anbietet, sodass man tolle Fotos machen und die Aussicht genießen kann. Vor allem in der Hauptsaison darf die Strecke nur im Uhrzeigersinn befahren werden, damit sich die vielen Touristenautos und v.a. die Reisebusse nicht ins Gehege kommen. Daran haben wir uns auch außerhalb der Hauptsaison brav gehalten. Sicher ist sicher. Da die meisten Haltemöglichkeiten auch auf diese Fahrtrichtung ausgelegt sind, macht das durchaus Sinn, sonst ist man ständig Rechtsabbieger, was in Irland ungefähr so doof ist wie bei uns immer links abbiegen zu müssen. Das Wetter war an der Küste absolut fantastisch. Zwar sehr windig, aber wunderschön sonnig. Wir waren ganz hibbelig deswegen und haben wahrscheinlich tausendmal ganz happy vor uns hin oder zueinander gesagt: "Wir haben soooo tolles Wetter!" :)
Mit einem winzigen Abstecher kann man auch das Gallarus Oratory besuchen. Es gilt als eine der ersten frühchristlichen Kirchen und besteht komplett aus Trockensteinmauern. Es ist für mich völlig unvorstellbar, wie die Menschen das im 8. Jahrhundert ohne technische Hilfsmittel gebaut haben! Da Mr. Right ohnehin ein Faible für Natursteinmauern hat, war er doppelt so fasziniert davon wie ich. Mich haben aber auch die Hecken rund um das Oratory total umgehauen, die aus Fuchsien bestanden. Man kennt die bei uns zwar schon auch, aber ich hatte sie zuvor so noch nie in so einer Größe gesehen. In Irland sollten uns diese blütenprächtigen Hecken noch öfter begegnen.
Zurück in Dingle parkten wir auf einem der großen Parkplätze am Hafen und erkundeten das Örtchen zu Fuß. Sie süßen kleinen Häuschen mit ihren bunten Fassaden machen schon einen ganz besonderen Charme aus.
Als wir an einem blauen Haus mit weißen Fenstern und Türen vorbei kamen, über dem das Schild "Murphy's Ice Cream" prangte, schoss mir plötzlich die Erinnerung von einem TV-Beitrag in den Kopf, in dem diese Eisdiele ganz besonders gelobt wurde. Das mussten wir natürlich ausprobieren - und wir waren völlig begeistert! Das ganze Konzept, die ungewöhnlichen Eissorten und die Tatsache, dass man jede Sorte auch probieren darf plus das freundliche Team sind ja schon toll, aber dazu kommt auch noch, dass das Eis unbeschreiblich lecker ist! Wir waren völlig aus dem Häuschen! Wegen Eis! Verrückt! :)
Bei unserem Spaziergang am Hafen setzten wir uns auf die großen Steine am Wasser und genossen für eine Weile ganz in Ruhe die wunderbare Spätsommersonne! Eine Bootstour zum berühmten Delphin Funghi, der seit 20 Jahren in der Dingle Bucht lebt, haben wir uns allerdings verkniffen.
Eigentlich wollten wir zum Essen in das Fischrestaurant "Out of the Blue", über das wir viel Gutes gelesen hatten und das mit bestem Fisch wirbt. Aber leider waren wir für das Mittagsgeschäft zu spät und für das Abendgeschäft zu früh - außerdem zeigte uns ein Blick auf die Preise, dass das ohnehin unseren Rahmen etwas überschritten hätte. Ein paar Häuser weiter im "Marina's Inn" wurden wir dann fündig und haben sehr lecker und zu guten Preisen gegessen.
Mr. Right hatte einen Monkfish in Tempura-Teigmantel mit Kartoffelgratin und Salat. Ich hatte Krabbenfleisch, Garnelen und Räucherlachs mit Brot, Salat und einer hausgemachten Cocktailsoße. Beides sehr lecker!
Nach der Stärkung fuhren wir weiter in Richtung unseres abendlichen Zieles, aber zuvor machten wir noch einen Zwischenstop beim berühmten breiten Sandstrand von Inch. Für Irland ein eher ungewohntes Bild, aber wunderschön - vor allem in der abendlichen Sonne. Auch hier konnten wir unser Glück über das warme und sonnige Spätsommerwetter kaum fassen.
Dann ging es aber zügig weiter in Richtung Killarney. Wir hatten im Vorfeld großartige Bewertungen bei Tripadvisor für das B&B "The Ferris Wheel" gelesen, das ca. 10 Minuten von Killarney entfernt, direkt an der Straße zur Gap of Dunloe liegt. Also entschieden wir uns für die Unterkunft außerhalb der Stadt, was sich als eine der glücklichsten Entscheidungen des Urlaubs herausstellen sollte. Zum einen, weil uns Killarney als Stadt gar nicht gefiel - aber dazu im nächsten Post mehr - und zum anderen, weil es im "Ferris Wheel" mit seiner ruhigen Lage ganz wunderbar war. Auch die Nähe zur Gap of Dunloe und vor allem zu "Kate Kearney's Cottage" war für uns perfekt.
Am ersten Abend waren wir noch nicht ganz sicher, ob wir die vielen begeisterten Bewertungen zum B&B teilen können, da unser Gastgeber John einen etwas genervten Eindruck machte und uns die angepriesene Herzlichkeit fehlte. Aber das sollte sich in den nächsten Tagen deutlich ändern.
Unser Zimmer war toll! Großes, bequemes Bett, modernes Bad, Blick
auf den Garten, Tee and Coffee Making Facilities und was wir als großen
Mehrwert empfunden haben: sehr viel und sehr ausführliches Material zum
B&B, zur Gegend, zu Wanderungen und Freizeitaktivitäten. Hätten wir
nicht schon gewusst, was wir in den folgenden Tagen in der Gegend
anschauen wollten, so hätten wir dadurch sicher einige Möglichkeiten
gefunden.
Obwohl wir hundemüde waren, machten wir uns noch auf und legten den
knappen Kilometer Fußweg zum "Kate Kearney's Cottage" zurück, das quasi
am Eingang der Gap liegt, um bei einem Absacker zumindest noch einen
kleinen Eindruck von dem berühmten Pub zu bekommen. Dort war richtig
viel los, weil an diesem Abend eine Hochzeit stattfand und die
Leute sehr gut drauf waren. Die Stimmung war klasse, aber wir sind dann
nach einem Ale bzw. Cider trotzdem recht zügig wieder Richtung B&B,
weil wir einfach wahnsinnig müde waren und uns auf das tolle, große Bett
freuten. In weiser Voraussicht und aufgrund einiger Hinweise bei
Tripadvisor hatten wir Stirnlampen mitgenommen, die auch wirklich
notwendig sind, denn die Straße zurück zum B&B ist bei Nacht absolut
nicht beleuchtet. Es hatte aber durchaus etwas
abenteuerlich-romantisches! :) Weniger abenteuerlich sind wir dann ins
Bett gefallen und haben geschlafen wie die Steine!
Claudi
Mrs. Always Right
Claudi
Mrs. Always Right
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