Nach einer sehr ruhigen und erholsamen ersten Nacht im Ferris Wheel B&B am Fuße der Gap of Dunloe machten wir unsere ersten Erfahrungen mit mobilen Duschwänden. Die Idee an sich ist nicht dumm, aber der Umgang doch ein wenig ungewohnt.
Wir waren für diese Nacht die einzigen Gäste und hatten somit auch den Frühstücksraum für uns, der mit interessanten Deko-Elementen, wie z.B. einer Kamin-Attrappe mit farbigem Licht aufwartete.
John zeigte sich an diesem Morgen schon sehr viel zugänglicher als am Abend zuvor. Er berichtete uns gut gelaunt, dass er eine recht kurze Nacht hatte, weil er spätabends noch in "Kate Kearney's Cottage" gerufen wurde, um mit seinen Kumpels noch eine Weile Musik zu machen. Anscheinend hatte die gute Stimmung bei der Hochzeit bis tief in die Nacht angehalten. Iren wissen eben, wie man feiert! :)
Das Full Irish Breakfast von John war einfach fantastisch und das beste auf unserer kompletten Reise! Und auch das selbstgemachte Haferbrot und der Rest des Frühstücksbuffets waren ausgesprochen lecker! Mir persönlich hat es auch besonders die Orange Marmelade angetan. Achtung Fettnäpfchenfalle: In Großbritannien darf man bei Marmelade nicht mit süßem Geschmack rechnen, sondern das ist eher ein herber Fruchtaufstrich. Unsere gewohnte Marmelade heißt dort Jam. Mir schmeckt die herbe Orange Marmelade total gut! Wir haben wie eigentlich jeden Morgen beim Frühstück ordentlich zugelangt, damit es möglichst lange anhält.
Mr. Right und ich waren bei nach einigen anstrengenden Arbeitswochen und auch nach der Anreise und der Dingle-Rundfahrt mit vielen Fahrtkilometern ziemlich platt. In weiser Voraussicht hatten wir deshalb für den Aufenthalt im Ferris Wheel B&B drei Nächte gebucht, um uns die Chance zu geben, etwas runterzukommen und in den richtigen Urlaubsmodus zu kommen. Daran haben wir sehr gut getan! Auch die Planung dieses Tages war bewusst sehr ruhig und entspannt gehalten. Daher stand eine eher gemütliche Wanderung auf dem Plan - quasi zum "Warmlaufen". Wir wanderten einfach direkt vom B&B in die Gap of Dunloe. Wir setzten uns kein Kilometerziel, sondern veranschlagten ca. 2h Hinweg und 2h Rückweg und wollten einfach schauen, wie weit wir kommen. Schließlich wollten wir auch die Natur genießen und nicht nur gehetzt zu irgendwelchen Zielpunkten eilen.
Der Anfang des Weges war derselbe wie am Abend zuvor zu Kate Kearney's Cottage. Der Pub, der übrigens auch einen kleinen Souvenirs-Laden beherbergt, liegt direkt am Eingang zur Gap. Dort befinden sich große (Bus)Parkplätze, wo tagtäglich die Touristen abgeladen und wieder aufgesammelt werden. Und hier positionieren sich natürlich taktisch klug auch die meisten der Jaunting Car Fahrer. Das sind die typischen Kutschfahrer der Gegend, die mit ihren zweirädrigen Einspännern Touristen durch die Schlucht transportieren und ihnen wilde Geschichten der Gegend erzählen.
Die Häuser, die an der Straße zur Gap liegen, gehören fast ausschließlich diesen Kutschfahrern, was man oft an entsprechenden Symbolen, Pferdestatuen oder auch einfach den Pferden selbst erkennen kann. Die Jaunting Car Fahrer sind ziemlich gerissen und versuchen natürlich, den Touristen möglichst hohe Preise für die Fahrten abzuquatschen. Anscheinend kann man recht gut mit ihnen handel, aber unter 30 Euro für eine Fahrt kommt man nicht davon. Davon hatten wir schon im Voraus gelesen und das war uns eindeutig zu teuer. Außerdem wollten wir ja schließlich wandern und konnten so die Schlucht in unserem eigenen Tempo mit vielen (!) Foto-Stops erkunden. Da wir gegen 10 Uhr morgens anscheinend noch recht früh dran waren, beschränkte sich die Anzahl der wartenden Kutscher ohnehin noch auf drei - und ihr "Need a jaunting car?" kam auch noch eher halbherzig. Ich glaube, sie waren gar nicht wirklich traurig, dass wir sie nicht vom morgendlichen Schwätzchen mit Kaffee und Zigarette wegholten.
Der Weg in die Schlucht ist durchgehend asphaltiert - mal mehr, mal weniger gut und eben. Bis vor kurzem waren Autos auf dieser Straße wohl verboten und das Recht, sie zu befahren, war den Jaunting Car Fahrern vorbehalten. Fußgänger und Fahrradfahrer durften die Gap schon immer uneingeschränkt nutzen. Mittlerweile sind Autos erlaubt, was unserer Meinung nach eigentlich nicht sein müsste. Zum einen passen Autos nicht in das sonst so friedliche, unberührte Bild der Gap. Zum anderen ist das enge Sträßchen mit den vielen Kurven und v.a. weiter oben dann mit sehr engen und felsigen Abschnitten sicherlich kein Vergnügen für Autofahrer. Die Kutscher selbst pochen immer noch auf ihr Vorrecht - sie machen den Autos keinen Milimeter Platz. Im Gegenteil: Sie rufen Ihnen sogar zu, dass sie hier nicht fahren dürften und weisen sie an, sofort umzudrehen. Nachvollziehen kann man das, denn Autos stören die besondere Atmosphäre der Gap of Dunloe tatsächlich nur.
Als Wanderer folgt man mangels Alternativen ebenfalls der Straße in die Schlucht. Da wir wie gesagt anscheinend ziemlich früh dran waren - obwohl wir eigentlich deutlich später losgekommen waren als geplant - waren wir beim Hinweg meistens komplett alleine. Bis auf ganz wenige Kutschen, zwei wagemutige Autos und ein paar Fahrradfahrer, die alle recht schnell wieder außer Sichtweite waren.
Ansonsten gab es da nur uns. Ok, uns und die vielen hundert Schafe rundherum.
Überall auf den hügeligen Wiesen und sogar auf den Felsen entdeckte man die weißen Fellkugeln mit ihren bunten Markierungen und man hörte sie auch fleißg määäh-en.
Auf dem Hinweg hing noch ein wenig Hochnebel über der Schlucht, aber man konnte schon erkennen, dass sich die Sonne wieder redlich bemühte, die Oberhand zu gewinnen. Wir machten viele, viele, viele Fotos und genossen es sehr, in gemütlichem Wandertempo und meistens in totaler Einsamkeit durch die Schlucht zu gehen.
Etwas weiter oben steht ein (für mich) verhängnisvoller Satz: "Der Weg in die Schlucht ist durchgehend asphaltiert - mal mehr, mal weniger gut und eben". Wie es für mich eben absolut typisch ist (seufz), habe ich es natürlich gleich auf den ersten eigentlich noch völlig unspektakulären Metern der Schlucht geschafft, granatenmäßig mit dem Knöchel umzuknicken. Trotz Überknöchel-Wanderschuhen und asphaltierter Straße. Tja, das muss man erst mal schaffen!
Es gab da an dieser Stelle im Asphalt eine teuflische, nicht
sichtbare Kante mit ca. 5 cm Höhenunterschied. Und ich habe natürlich
auch nicht ständig auf die Straße geschaut, sondern die
Landschaft betrachtet und nach tollen Fotomotiven Ausschau gehalten.
Jedenfalls habe ich es geschafft, genau auf diese Kante zu treten und
mit dem linken Knöchel einmal komplett um 90° nach links umzuknicken.
Das ist anatomisch ganz sicher nicht vorgesehen!! Es hat dann auch
gleich so höllisch wehgetan, dass ich dachte: "Jetzt sind irgendwelche
Sehnen ab!" Der nächste Gedanke: "Ich will nicht in Irland ins
Krankenhaus!" Und der nächste Gedanke: "Toll, gleich am zweiten Tag den
Urlaub versaut!"
Nach ein paar Minuten ließen die Schmerzen aber nach und ich marschierte tapfer weiter, in der Hoffnung, dass mäßige Bewegung, "geschient" durch die Wanderschuhe funktioniert. Das war zum Glück auch so und nach einer Weile hatte ich beim Wandern keine Schmerzen mehr. Die kamen dann erst wieder, nachdem die Schuhe eine Weile ausgezogen waren und der Knöchel etwas geruht hatte. Da wurde er dann auch ein bisschen dicker. Ich möchte nicht mal beschwören, dass nicht sogar tatsächlich die eine oder andere Sehne ordentlich was abgekriegt hat. Überdehnt, angerissen - irgendsowas.
Nach ein paar Minuten ließen die Schmerzen aber nach und ich marschierte tapfer weiter, in der Hoffnung, dass mäßige Bewegung, "geschient" durch die Wanderschuhe funktioniert. Das war zum Glück auch so und nach einer Weile hatte ich beim Wandern keine Schmerzen mehr. Die kamen dann erst wieder, nachdem die Schuhe eine Weile ausgezogen waren und der Knöchel etwas geruht hatte. Da wurde er dann auch ein bisschen dicker. Ich möchte nicht mal beschwören, dass nicht sogar tatsächlich die eine oder andere Sehne ordentlich was abgekriegt hat. Überdehnt, angerissen - irgendsowas.
Der doofe Knöchel zickte dann leider auch den den ganzen Urlaub über rum. Allerdings ging es erstaunlicherweise am Besten beim Wandern, wo ich nach den paar ersten unangenehmen Schritten quasi keine Schmerzen hatte. Solange der Boden einigermaßen eben war, ging es prima. Laufen mit den normalen Schuhen, die nicht über den Knöchel reichten, oder z.B. unbedachte Bewegungen, wenn ich mich beim Schlafen im Bett umgedreht habe, waren viel eher problematisch. Glücklicherweise hatten wir das Aloe Vera Wundermittel dabei, das ich bei meiner Osteopathin gekauft habe. Damit haben wir den Knöchel jeden Abend kräftig eingerieben und es wurde dann auch von Tag zu Tag besser. Ich persönlich war einfach nur froh, dass ich nicht ins Krankenhaus musste und dass wir unsere Pläne und Wanderungen trotzdem machen konnten. Was hätte ich mich geärgert, wenn ich uns mit dieser bescheuerten Aktion den Urlaub versaut hätte!!!
Zurück zur Gap of Dunloe: Wir sind die Schlucht hinauf bis zum höchsten Punkt. Je weiter man hinauf kommt, desto deutlicher sieht man, welche unglaubliche Kraft das Wasser gehabt haben muss, das hier einst durchgeflossen ist und riesige Felsbrocken mit sich gerissen hat. Durch diese Felsbrocken hindurch verläuft heute die enge Straße.
Oben angekommen machten wir eine kleine Pause, setzten uns auf die Steinmauer und aßen ein bisschen Obst. Das war ungefähr zur Mittagszeit und nun merkte man schon, dass ein paar mehr Kutschen unterwegs waren. Wir beobachteten, wie die Jaunting Car Fahrer die meisten Touristen an der steilsten Stelle aus der Kutsche bugsierten, weil das für die Pferde eine zu große Belastung wäre. Also mussten die teils sehr behäbigen Touristen selbst den Berg hinaufkeuchen, bevor sie wieder einsteigen durften und es mit der Kutsche weiter ins Black Valley ging. Dorthin sind wir selbst nicht mehr gelaufen, sondern wir haben uns nach der Pause wieder auf den Rückweg gemacht. Die Sonne hatte sich mittlerweile ihren Weg erkämpft und die Gap leuchtete in einem ganz besonderen Licht.
Der Rückweg ging insgesamt etwas flotter, da nicht mehr ganz so viele Foto-Stops notwendig waren. Und hier kamen uns nun auch einige Touristen zu Fuß entgegen. Wir waren sehr glücklich, dass wir am Morgen die Gap fast für uns alleine erleben durften. Das hatte schon eine ganz besondere Atmosphäre! Wir wollen uns gar nicht vorstellen, wie es dort zur Hauptsaison zugeht, wenn die Touristenbusse Dutzende Menschen abliefern, die dann laut gackernd durch die Gap stiefeln. Nein, wir hatten wieder einmal unbewusst alles richtig gemacht!
Im B&B angekommen, gönnten wir uns eine längere Pause und aßen die Überbleibsel vom Proviant des Vortages.
Später am Nachmittag fuhren wir dann mit dem Auto nach Killarney, wo wir ein wenig die Stadt anschauen und dann am Abend noch essengehen wollten. Ungläubiges Kopfschütteln bewirkte das riesengroße Liebherr-Werk, an dem wir auf dem Weg nach Killarney vorbei kamen. Die sind auch echt überall! :)
Nachdem wir einen tollen Parkplatz in Killarney gefunden hatten,
fiel uns auf, dass wir den Rucksack im B&B vergessen lassen. Da darin leider auch die Geldbeutel sicher verstaut waren, blieb uns nichts
anderes übrig, als nochmals zurückzufahren. Zum Glück waren es ja nur 10
Minuten Fahrt. Beim "Ferris Wheel" sahen wir dann John, wie er mit
seinem Jaunting Car und zwei Pferden an der Straße stand. Wir holten den Rucksack und machten dann kurz Halt bei ihm. Bei diesem
Schwätzchen taute er endlich richtig auf und wir haben uns wirklich sehr
nett mit ihm unterhalten. Er erzählte uns, dass er bereits in vierter
Generation Jaunting Car Fahrer ist, wie die Sommersaison gelaufen ist,
was er in den Wintermonaten arbeitet, dass seine Frau Nora tagsüber arbeitet
und wir sie deshalb noch nicht zu Gesicht bekommen haben und und und. Es
war ein richtig nettes Gespräch und es war geradezu spürbar, wie von
beiden Seiten der Funke übergesprungen war. So hatte der vergessene
Rucksack wohl doch noch einen tieferen Sinn!
Wieder in Killarney, war unser toller Parkplatz zum Glück noch frei! Wir spazierten ein bisschen durch den Ort und besuchten z.B. auch die Kirche St. Mary.
Wieder in Killarney, war unser toller Parkplatz zum Glück noch frei! Wir spazierten ein bisschen durch den Ort und besuchten z.B. auch die Kirche St. Mary.
Das tatsächliche Zentrum gefiel uns nicht sonderlich gut. Und die aushängenden Speisekarten der Pubs und Restaurants überzeugte uns leider gar nicht. Weder in Sachen Auswahl noch in Sachen Preise. Allerdings - tadaa - entdeckten wir auch eine weitere Filiale von Murphy's Ice Cream.
Da MUSSTEN wir natürlich rein! Auch hier war das Team wieder supernett. Der lustige Verkäufer freute sich sehr, als wir ihm erzählten, dass wir tags zuvor in Dingle bereits das tolle Eis kennenlernen durften. Er hat uns gefragt, ob wir in Dingle nicht den Murphy's Pass bekommen hätten! Es gibt einen Pass, der sehr lustig aufgemacht ist, auf dem man für jede der drei Filialen (Dingle - Killarney - Dublin) einen Stempel sammeln kann. Er hat uns einen solchen Pass mitgegeben. Auf den freien Platz für den Dingle-Stempel hat er den Killarney-Stempel gesetzt und versucht, ihn gleich mit dem Finger so zu verwischen, dass er aussieht wie der Dingle Stempel. "I am a very bad cheater!" meinte er dann zu dem missglückten Versuch. Das Team hatte großen Spaß mit uns und das Eis war wieder superlecker. Uneingeschränkte Empfehlung für die Sorte "Sea Salt". Man kann sich darunter erst mal nichts vorstellen, aber es ist einfach genial! "Leider" war das Eis so lecker, dass wir es wieder nicht geschafft haben, ein Foto zu machen, bevor es aufgegessen war...
Da uns kulinarisch nichts anderes ansprach, haben wir kurzerhand entschieden, einfach bei Kate Kearney's zu essen. Das war zwar für den nächsten Abend geplant, aber so what? Im Pub war eine Menge los, da wohl eine größere Reisegruppe kurz zuvor angekommen war und die Bedienungen alle Hände voll damit zu tun hatten, die Leute möglichst zeitgleich mit Essen zu versorgen. An diesem Abend hatten wir einen Tisch weiter hinten und konnten nun erst sehen, wie groß die Fläche des Pubs tatsächlich ist und wie viele Leute da reinpassen. Das ist logistisch schon ein enormer Aufwand. Trotzdem waren die Bedienungen sehr freundlich und bemüht und versuchten, ihren eigenen Stress nicht auf die Gäste zu übertragen. Wir bestellten bei der sehr netten Eileen. Mr. Right wählte den Roast of the Day (Braten des Tages), was in diesem Fall Lamm war, mit Gemüse und Kartoffelbrei. Ich entschied mich für den "Kate's Ceasar Salad", mit Bacon-Streifen, Knoblauch-Croutons und Parmesan-Hobeln. Beides sehr lecker! Wir waren überrascht von der hohen Qualität des Essens in einem Pub. Und es ging auch alles ziemlich flott, besonders angesichts der vielen Gäste. Wie jeden Abend im Kate Kearney's Cottage gab es auch traditionell irische Live-Musik.
(Die folgenden Bilder sind mit dem Smartphone gemacht und daher qualitativ nicht so toll.)
Leute-Gucken im Kate Kearney's Cottage ist eine wahre Freude. So viele unterschiedliche Menschentypen an einem Ort! Ich glaube, was die Atmosphäre dort so besonders macht, ist die Mischung aus Einheimischen und Touristen. Da entstehen teilweise sehr lustige Begegnungen und man merkt einfach, dass sich das ganze Konzept des Pubs gut trägt! Ein junges, freundliches und flottes Team, gute aber nicht altbackene Hausmannskost, eine breite Getränke-Auswahl, rustikaler Charme und traditionelle Live-Musik. Es funktioniert! Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt und können einen Besuch absolut empfehlen!
Auf unserem Rückweg mit Stirnlampen kamen wir auch an einer etwas größeren Grasfläche vorbei, von wo uns plötzlich kleine runde Punkte entgegen leuchteten. Das waren die reflektierenden Augen einer Reh-Familie, die ganz ruhig auf der Wiese stand und sich von uns beobachten ließ. Ein schöner Moment und ein wunderbarer Abschluss für diesen tollen Tag!
Claudi
Mrs. Always Right
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen