Samstag, 28. Februar 2015

Magst du meinen Blog lesen? Ja? Nein? Vielleicht? | Schreibzeit im Februar

Bine von 'was eigenes' postet in der Kategorie Schreibzeit jeden Monat einen Blog-Eintrag zu einem bestimmten Thema, unter dem andere BloggerInnen dann ihren eigenen Beitrag zu diesem Thema verlinken können. Im Januar habe ich meinen ersten Schreibzeit-Beitrag zu Bines Thema Planlos ins neue Jahr geschrieben.

Im Februar beschäftigt sich Bine nun mit einem bei mir momentan SEHR präsenten Thema:

Netzwerken oder 
Wie bekommt man mehr Leser?

Eine verdammt, verdammt, verdammt gute Frage, die ich mir zur Zeit quasi täglich stelle. Vorneweg: Ich habe nicht den Anspruch an mich selbst oder an meinen Blog, dass einer von uns beiden dadurch berühmt wird, was ich hier so schreibe. Ich weiß, dass es einige Blogger-Ladies gibt, die damit Geld verdienen, mehrfache Erwähnungen in Zeitschriften finden und einen Kult-Status in der Blogger-"Szene" haben. Diese Hoffnung mache ich mir erst gar nicht. Zum einen läuft mein Blog neben einem Vollzeitjob, der die Zeit für den Blog naturgegeben schon einmal massiv einschränkt. Zum anderen hat Bine ja schon so schön beschrieben, dass aus der anfänglichen einigermaßen überschaubaren Blogger-Familie mittlerweile ein riesiges Angebot an Blogs aller Interessengebiete geworden ist und es als Neuling irre schwer ist, sich da wirklich markant abzuheben. Das ist auch ok für mich. Wie gesagt: Ich stelle gar nicht diesen Anspruch an mich selbst oder den Blog.

Magst du meinen Blog lesen? Ja? Nein? Vielleicht? | Schreibzeit im Februar

Dieser Blog ist 2007 entstanden, zu Beginn meines Masterstudiums zur Musikjournalistin. Eigentlich diente er dem Zweck eines Online-Tagebuches, in dem ich die neuen Erfahrungen des Studiums und des damit verbundenen Radiosenders festhielt und Familie und Freunde darüber auf dem Laufenden hielt. Der Blog war nicht über Suchmaschinen findbar und war wirklich nur für die Leute zugänglich, denen ich den Link schickte. Je näher die Abschlussprüfung rückte, desto seltener wurden die Einträge und einigermaßen zeitgleich mit dem Ende meines Studiums endete auch der Blog. Er war zwar noch da, hielt aber einen tiefen Dornröschenschlaf.

Immer wieder spielte ich mit dem Gedanken, ihn wiederzubeleben. Gleichzeitig scheute ich mich aber davor - aus mehreren Gründen. Einer der Hauptgründe: Ich schätze meine Privatsphäre als ein sehr kostbares Gut. Das klingt jetzt vielleicht erst einmal ironisch, wenn man einen Blog führt, weil man da natürlich Dinge von sich preis gibt - auch und gerade persönliche Dinge. Ich frage mich oft genug selbst, wie das zu meiner krassen Abneigung gegen Facebook-Exhibitionismus, digitale Verfolgbarkeit und den "gläsernen Bürger" passt. Ich schäme mich so oft fremd für Menschen, die ihr komplettes Leben bei Facebook ausbreiten, keine Hemmschwelle für öffentliche Selbstdarstellung haben und zur Krönung dann oft auch noch ihre Liebsten dar- und bloßstellen. Grauenvoll!

Ich denke in diesem Zusammenhang immer wieder an den Leitspruch, der uns bei unseren Moderations-Coachings im Studium x-mal um die Ohren gehauen wurde: "Persönlich, aber nicht privat!" Ich denke, dieser Leitspruch lässt sich einszueins auf das Bloggen anwenden: Natürlich erzähle ich persönliche Dinge. Über mich selbst, meine Gedanken und Erlebnisse. Ich zeige etwas von mir selbst, meinem Zuhause, meinem Leben. Aber bei privaten Dingen gilt es, einen Strich zu ziehen.

Mal ehrlich: Warum mögen wir einen bestimmten Radiomoderator gerne? Weil er/sie mehr ist, als die Stimme, die uns News, Wetter und Verkehrsmeldungen erzählt. Mehr als der Musik-Ansager. Man braucht ein gewisses Maß an persönlicher Bindung.

Beim Bloggen ist es kaum anders. Nur mit nüchternen Fakten und Infos funktioniert vielleicht ein reiner Technik-Blog oder ein Wissenschafts-Blog. Aber selbst die gewinnen durch persönliche Elemente enorm an Bindungskraft. Ich selbst lese ja auch am liebsten Blogs, bei denen ich mir ein Bild von der Persönlichkeit hinter dem Geschrieben machen kann. Deren Privatleben geht mich allerdings nichts an. Und so empfinde ich das auch umgekehrt, wenn ich selbst blogge.

Alles, was ich blogge, würde ich auch in einer Runde von lockeren Bekanntschaften erzählen. Die wirklich privaten Dinge erfährt allerdings nur ein kleiner Personenkreis - Familie und Freunde - und das sicher nicht über diesen Kanal.

"Persönlich, aber nicht privat" - mit diesem Credo habe ich mich dann schließlich im letzten Herbst neu an den Blog gewagt. Inspiriert und beflügelt von den wunderbaren Blogs, die ich in den Wochen und Monaten davor regelmäßg gelesen habe. Angefangen hat es mit ein paar simplen Suchanfragen zu Deko-Ideen - es endete mit regelmäßigen Besuchen auf einigen großartigen Blogs. :) Ich bekam Lust und Motivation, auch wieder zu schreiben, zu erzählen, mich kreativ zu betätigen. Etwas, das in dieser Zeit viel zu kurz kam und mir fehlte. Der Blog ermöglicht mir, durch eigenes, freies Schreiben einen Ausgleich zu schaffen, der nötig war und immer noch ist.

Doch nun - wie bekomme ich Leser auf meinen Blog? Wie vernetze ich mich? Ehrlich gesagt fällt es mir irrsinnig schwer, Eigenwerbung zu betreiben. Man will ja nicht selbstdarstellerisch oder narzisstisch wirken. Lustigerweise habe ich sogar viel mehr Bammel davor, wenn Leute aus Familie und Freundeskreis meine Texte lesen, als wenn es fremde Menschen tun. Finden es meine Freunde und Familienmitglieder peinlich/kitschig/albern, was ich hier so schreibe? Fühlen sie sich belästigt, wenn ich ihnen von meinem Blog erzähle? Will ich wirklich, dass alle meine Facebook-"Freunde" auf meinen Blog schauen und lesen, was ich da so erzähle?

Ich glaube, ich habe etwa drei Wochen gebraucht, bis ich mir ein Herz gefasst und eine "Claudis Blog ist wieder online"-Email an Familie und Freunde geschickt habe. Natürlich mit totalen Understatements und der x-fachen Bemerkung, dass sich wirklich niemand genötigt fühlen soll, den Blog anschauen zu müssen. Bescheuert!

Mit einem entsprechenden Facebook-Posting hadere ich weiterhin. Quasi täglich. Mal schauen, ob ich mich irgendwann traue.

Bei ein paar Blogparaden habe ich mich mittlerweile schon eingeklinkt und ich merke auch DEUTLICH, dass sich die Klickzahlen bei diesen Posts von meinen anderen abheben. Logisch. Das ist zwar nicht der Antrieb hinter meiner Beteiligung, aber ein angenehmer Nebeneffekt. Inwieweit ich diese Leute dazu bewegen kann, regelmäßig auf meinem Blog zu lesen, wird sich wohl erst im Laufe der Zeit zeigen. Ich bin ja auch noch neu hier, ne?! :)

Mir ist auch absolut bewusst, dass ich noch enorm viel zum Thema Layout, Fotografie, Präsentation, Netzwerken und diesem ganzen technischen Suchmaschinenoptimierungsgedöhnspipapo lernen und erarbeiten muss. Ich könnte immer auf die Knie fallen, wenn ich die vielen großartigen Layouts, Grafiken und Schriftarten bei anderen Blogs sehe - bei mir hat es bislang nur zu einem Standard-Layout gereicht. So geht es mir im übertragenen Sinne (noch) bei allen oben genannten Punkten. Im Moment ist das ein Wust an Informationen und "How to", der mich eher erschlägt als mir wirklich weiterhilft. Hier muss ich mich einfach Stück für Stück vorarbeiten und manches vermutlich auch einfach austesten.

Ich möchte in Zukunft auch mehr bei anderen Blogs kommentieren. Bislang war ich oft selbst "nur" ein stummer Leser. Bines Statement, dass man mit gutem Beispiel vorangehen soll, wenn man selbst mehr Beteiligung auf dem eigenen Blog möchte, ist natürlich vollkommen richtig. Warum sollte jemand bei mir schreiben, wenn ich selbst keinen Mucks bei anderen mache? Ich hab ja neulich schon meterhohe (mindestens!) Freundenhopser gemacht, als Bine unter meinem letzten Schreibzeit-Post kommentiert hat! :) Und mittlerweile haben auch Christel von Pomponetti und Nic von Luzia Pimpinella bei mir kommentiert und auch schon eine Leserin, die über eine der Blogparaden bei mir gelandet ist. Für mich ist es jedes Mal eine Riesenfreude, wenn ich eine Benachrichtigung über einen Kommentar bekomme!

Mit dem Schreiben an sich fühle ich mich sehr wohl. Ich habe schon immer gern erzählt und auch geschrieben. Im Schnitt habe ich seit meinem 11. Lebensjahr pro Jahr ein Tagebuch "verbraucht". Ich denke, das sagt schon einiges. :) Ich wäre wohl kaum Journalistin geworden, wenn ich nicht einen Hang zur Sprache, zum Erzählen und Schreiben hätte. Und ich spiele ja immer noch mit dem Gedanken eigener Erzählungen oder eines Romans. Ideen gäbe es zuhauf!
Authentisch fühle ich mich beim Schreiben auch. Ok, hochdeutsch statt Dialekt natürlich! :) Und meine Tendenz zur Ironie (z.T. auch schwarzer Humor) ist in Schriftform auch nicht so einfach umzusetzen bzw. führt leicht zu Missverständnissen. Daher dosiere ich das hier eher dezent. Aber ansonsten schreibe ich so, wie es sich in mir anfühlt.

Wichtig ist mir auch, das Mr. Right die großen und persönlichen Posts vor der Veröffentlichung liest und mir sagt, ob zu private oder missverständliche oder anderweitig unpassende Dinge drin sind. Und ich frage auch immer, ob das nach mir "klingt". Bisher hatte er außer Schreibfehlern eigentlich keine Beanstandungen, was ich einfach mal als sehr gutes Zeichen werte! :)

Ich denke, vieles wird sich bei meinem Blog mit der Zeit weisen (müssen). Die vielen technischen Möglichkeiten heutzutage und das enorme Gesamtangebot an Blogs erfordern natürlich, dass man sich damit genauer auseinandersetzt. Da habe ich noch einigen Nachholbedarf. Ich möchte sooooooooooooo gerne mal bei einem Blogst Anfängerkurs teilnehmen - das muss aber natürlich terminlich passen. Der Input, den man dort bekommt, ist vermutlich unbezahlbar!

Das Schöne ist, dass ich mir keinen Stress mache. Natürlich habe ich einen gewissen Ehrgeiz und mein manchmal für mich selbst ätzend anstrengender Hang zum Perfektionismus meldet sich gelegentlich schon auch. ("Och Menno, bei den anderen sieht das Menü immer so toll aus!" "Gnaaah, warum sehen meine Indoor-Bilder immer so doof aus?" etc.pp) Aber ich mach das ganze ja aus Spaß an der Freude - und das werde ich mir nicht selbst verderben! Ich kann schon realistisch einschätzen, wo ich stehe und wo ich ungefähr hinmöchte. Und mit der Zeit werden es dann hoffentlich auch mehr und regelmäßige Leser.

Ich könnte hier jetzt noch problemlos 2h weiterschreiben, aber dann müsste ich von Blog auf Roman umsatteln und das ist mir gerade zu anstrengend! :)

Danke, liebe Bine für das spannende Thema. Ich freu mich schon drauf, mich durch die Einträge der anderen Bloggerinnen zu klicken! Die findet ihr übrigens hier unter Bines eigenem Text.

Genießt ein hoffentlich wunderbares Wochenende!

Claudi
Mrs. Always Right

6 Kommentare:

  1. Das hast Du ganz wundervoll geschrieben! Ich unterschreibe alles,
    wirklich alles. Genauso sehe ich es auch. Ich glaube, ich werde im
    März Thema auf das Thema "privat-persönlich" eingehen.
    Liebe Grüße, Bine

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    1. Vielen Dank, liebe Bine für dein Lob! Das freut mich ehrlich sehr!
      Ich denke, das Thema "privat vs. persönlich" ist tatsächlich ein sehr wichtiges fürs Bloggen, eben weil es keine ultimativen Regeln gibt, sondern jeder die Grenzen für sich selber definieren muss. Ich glaube auch, dass manche Blogger(innen) das Gefühl haben, sie müssten einen Seelenstriptease vor der Öffentlichkeit machen, um einen interessanten Blog zu haben. Ganz wichtig ist einfach das eigene Bauchgefühl wahrzunehmen und ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, was man mit wem teilen möchte - und was eben nicht. Ein sehr spannendes Thema! :)
      Liebe Grüße, Claudi

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  2. Sehr schön geschrieben, besonders das "Persönlich aber nicht privat" triffts auch bei mir. Ich habe immer nach dem richtigen Ausdruck gesucht.

    Viele Grüsse Doris

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    1. Liebe Doris, herzlichen Dank für deinen netten Kommentar! Ich habe eben auf deinem Blog auch deinen Schreibzeit-Eintrag gelesen und finde den Käsekuchen-Vergleich absolust köstlich - in jeder Hinsicht! :)
      Liebe Grüße, Claudi

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  3. Hallo Claudia,

    na da schau her, was oder besser wen man so alles im Internet finden kann. Ich muss sagen, dass ich deinen Schreibstil unglaublich sympatisch finde. Nach weiterem Rumgestöbere wurde mir auch klar, warum. Wir haben einiges gemeinsam. Zum Einen läuft mein Blog ebenso unter dem Motto "Ausgleich zum Job", zum Anderen scheinen wir ähnliche Interessen zu haben - habe in deinem Profil etwas von Querflöte gelesen und bin gerade über deine tollen Irland-Fotos gestolpert - Neid! Ich denke, hier werde ich noch öfters vorbei schauen :)
    Finde übrigens dein Motto "Persönlich - aber nicht privat" ziemlich gut. Bei mir hapert es noch an der Umsetzung. In meinem Job hab ich viel mit Menschen zu tun, wo es mir manchmal schwer fällt nahbar zu wirken ohne zu privat zu werden. Distanz ist da einfach notwendig, wenn man den Job gut machen will. Aber zu viel Distanz macht einsam. Falls du herausfindest, wie man die richtige Balance findet zwischen "Privat" und "Persönlich", würde ich mich über nen Tipp sehr freuen :)
    Es grüßt,
    die Mimi

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    1. Hallo liebe Mimi,
      erst einmal herzlichen Dank für deinen tollen Kommentar und dein ausgiebiges Lob! Ich bin mindestens 5cm gewachsen! :)
      Und: Du bist mein erster Follower!! Ich flippe hier fast aus! Hihi... Natürlich würde ich mich riesig freuen, wenn du öfter hier auf meinem Blog vorbei schaust! Ich bin auch immer dankbar für Feedback!
      Vorhin habe ich auch schon auf deinen Blog geschaut und ein bisschen rumgeklickt. Dafür möchte ich mir allerdings in einer ruhigeren Minute mal etwas mehr Zeit nehmen, denn ich glaube, dass ich bei dir ebenfalls viel Lesenswertes finde!
      Auch auf deine Problematik "privat vs. persönlich" möchte ich dir gerne in Ruhe etwas ausführlicher Antworten. Nicht nur eben schnell zwischen Tür und Angel. Ich denke, ich kenne deine Problematik ganz gut. Gerade in Berufen, die mit Kreativität zu tun haben, ist das Verhältnis zwischen Offenheit und Distanz irrsinnig schwierig - denn Kreativität hat auch immer was mit dem eigenen Innersten und somit auch mit Emotionen zu tun. Leicht ist anders...
      Da ich zur Zeit ziemlich viel um die Ohren habe, kann es mit der ausführlicheren Antwort ein bisschen dauern - aber sie kommt! Vorher mag ich erst noch etwas mehr durch deinen Blog stöbern! :)
      Liebe Grüße und einen guten Start in die Woche,
      Claudi

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